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Leserbriefe

„Hasserfüllte Worte“

Zum Bericht „Anti-Putin“-Slogans, neumarktonline vom 1.3.2022

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin sehr lange Zeit nach dem 2. Weltkrieg in der damaligen Sowjetunion zur Welt gekommen. Als Kind von deutschen Eltern und Großeltern, dessen Mutter bei ihrer eigenen Einschulung in der Sowjetunion - auch lange nach dem 2. Weltkrieg - nicht der russischen Sprache mächtig war. Wir sind mit sehr viel Stolz erzogen worden, Deutsche zu sein. Auch wenn unsere Grosseltern von ihrem Land vertrieben wurden, in die Viehtransportwaggons gepfercht wurden und ca. 5000 km nach Sibirien abtransportiert wurden zum Sterben, haben sie heimlich versucht, ihre Traditionen und Bräuche zu bewahren und zu leben. Uns wurde verboten, deutsch zu sein, zu sprechen, zu leben. Überhaupt zu leben, unsere Grosseltern mussten nach ihrer Ankunft in Sibirien Erdlöcher buddeln, um dort zu überleben, weil sie - Familien mit Kindern- die Nazis und die Faschisten waren!

Als ich in die Schule kam, Mitte der 80er Jahre, war der Hass gegenüber den Deutschen immer noch tief verwurzelt in den Menschen. Wir wurden von den Mitschülern als Nazis beschimpft und mussten uns wehren. Wir haben zum Zeitpunkt des Krieges noch nicht mal gelebt.

Ich war immer voller Stolz, deutsch zu sein und wollte nach Deutschland kommen und hier leben.

Heute schäme ich mich zum ersten Mal in meinem Leben dafür, dass ich Deutsche bin! Ich schäme mich dafür, dass es in diesem Land nichts mehr Wert ist, ein Mensch zu sein. Es ist nichts mehr Wert, anständig zu sein. Freiheit und Frieden hat keine Bedeutung mehr. Aus tiefstem Hass und komplett fehlender Intelligenz wird der seit Jahren zum Neumarkter Geschäftsbild gehörende Lebensmittelladen in der Amberger Strasse mit hasserfüllten Worten beschmiert, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Es fehlt gerade noch die Aussage "selbst schuld". Die Hexenjagd geht nun von den Menschen, die über ihren Körper frei entscheiden möchten, auf die Menschen nahtlos über, die in Russland oder der Sowjetunion geboren wurden und russisch sprechen. Worin besteht die Schuld dieser Menschen? Fragt sich das diese Person, die so etwas meint, machen zu müssen? Ist es dieser Person bewusst, dass hier Lebensmittel aus ganz Osteuropa und größtenteils aus der Ukraine verkauft werden? Sollte es vielleicht verboten werden, russisch zu sprechen, zu essen, zu leben? Was wird mit diesen kriminellen Handlungen bezweckt?

Am heutigen Tag solidarisieren sich die Menschen in Europa mit den Menschen in der Ukraine und gegen den Krieg dort, wollen ein Zeichen setzen. Es gibt überall auf der Welt Kriege und Hungersnot, Minderheiten werden abgeschlachtet, jeden Tag, Kinder werden verstümmelt, sexuell missbraucht - auch in Deutschland. Wer solidarisiert sich jemals mit ihnen? Wer geht für sie auf die Straße und macht Lichterketten? Wie überheblich und heuchlerisch ist das? Manche lesen nicht mal Berichte darüber, weil sie in Ihrer Traumwelt nichts so schreckliches haben wollen, aber gerne in diese Länder in den Familienurlaub reisen! Und nun, da jetzt ein neues Feindbild geschaffen ist, ist scheinbar jedem klar, was zu tun ist und wie dann, nachdem es keinen mehr interessiert, das gesellschaftliche und menschliche Zusammenleben noch funktionieren soll!

Natalie Weber, Neumarkt, 4.3.2022

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