Betrüger geschnappt

Nürnberg. Die Polizei hat zwei Männer geschnappt, die im Verdacht stehen, im Internet gar nicht existierende Ware verkauft und im Namen von nichtsahnenden Kunden Konten zur Geldwäsche angelegt zu haben.

Einen Schlag gegen mutmaßliche Online-Betrüger, der aus ermittlungstaktischen Gründen erst jetzt öffentlich gemacht werden könne, ist den Staatsanwälten der bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg errichteten Zentralstelle Cybercrime Bayern und den Beamten der Kriminalpolizei Nürnberg bereits im März gelungen: Zwei junge Männer konnten in Berlin festgenommen werden. Einer befindet sich seit Mitte März in Untersuchungshaft.

Im Oktober 2018 ergab sich nach der Anzeige einer Frau zunächst der Verdacht der Geldwäsche. Die Frau gab an, sie verfüge angeblich bei einer Bank über ein Konto, von dessen Eröffnung sie aber nichts wisse. Letztlich stellte sich bei den durchgeführten Ermittlungen heraus, dass es sich um das Konto von Betrügern handelte, die über das Konto ihre Online-Geschäfte abwickeln wollten.


Im Zuge der Nachforschungen stießen die Ermittler auf zwei Berliner im Alter von 23 Jahren. Sie sind dringend tatverdächtig, mit betrügerisch erlangten Bankkonten und falschen Internetseiten mehrere hunderttausend Euro erlangt zu haben. Die Zahl der Geschädigten ist noch nicht bekannt, nach derzeitigem Ermittlungsstand ist aber von mehreren hundert Personen auszugehen. Eigens für diesen Ermittlungskomplex wurde die Arbeitsgruppe „Produkt“ bei der Kriminalpolizei Nürnberg eingerichtet, die fünf Beamte umfasst. Darunter befinden sich auch zwei IT-Kriminalisten.

Die Beschuldigten betrieben mehrere Internetseiten, auf denen sich unbedarfte Personen als „Produkttester“ bewerben konnten, um einen kleinen Nebenverdienst zu erzielen. Nach einer kurzen vertrauensbildenden Umfrage sollten die „Produkttester“ über eine heruntergeladene App die Online-Verifizierung bei einer Bank testen – so jedenfalls wurde es den Teilnehmern eingeredet. In Wirklichkeit aber hatte der jeweilige Tester unwissentlich ein Konto auf seinen Namen eröffnet, auf das er nach Abschluss des Tests jedoch keinen Zugriff hatte. Stattdessen konnten die Täter in der Folge über das neu eröffnete Konto verfügen.

Die jungen Männer nutzten die Konten dann für einen betrügerischen Online-Handel im großen Stil mit nicht existierenden Waren. Sie stellten professionelle Verkaufsseiten ins Netz, auf denen man zum Beispiel preisreduzierte hochwertige Werkzeuge bestellen, mit Vorkasse bezahlen und auf die „schnelle“ Lieferung warten konnte. Diese Lieferung blieb jedoch aus. In anderen Fällen boten die beiden Männer über „gehackte“ Konten auf Auktionsplattformen oder Kleinanzeigenportalen Waren an, die ebenfalls nicht existierten. Die Vorkassebeträge flossen jeweils auf die durch die „Produkttester“ generierten Konten.

Mitte März dieses Jahres lokalisierten die Arbeitsgruppe „Produkt“ und die Spezialstaatsanwälte der Zentralstelle Cybercrime Bayern über im Internet hinterlassene Spuren die Wohnorte des Duos. Zuvor wurden umfangreiche technische und personelle Maßnahmen durchgeführt, die den Tatverdacht weiter erhärteten. Bei mehreren Einsätzen in Berlin, bei denen Polizeibeamte aus Bayern und Baden-Württemberg eingesetzt waren, identifizierte man die Beschuldigten und nahm am 12.März den Haupttatverdächtigen fest. Auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft erging Haftbefehl. Der Beschuldigte befindet sich seitdem in einer bayerischen Justizvollzugsanstalt.
17.05.19
neumarktonline: Betrüger geschnappt
Telefon Redaktion


Telefon Redaktion


ISSN 1614-2853
20. Jahrgang
Zur Titelseite Neumarkter Zeitung
ISSN 1614-2853
20. Jahrgang
ISSN 1614-2853
15. Jahrgang