Überirdische Technik


Gismo Graf und Jan Jankeje
NEUMARKT. Welch ein Ereignis: der jugendliche Gitarrenvirtuose Gismo Graf konnte in der letzten Veranstaltung der Kneipenbühne sein zahlreiches Publikum von der ersten bis zur letzten Minute in Bann schlagen mit einer Gitarrentechnik, die - ohne zu übertreiben - Django Reinhardts und Biréli Lagrènes schon fast ebenbürtig ist.

Ihm zur Seite stand am Kontrabass sein Mentor, ein ganz alter Hase der Gypsy-Swing-Szene, der international renommierte Jan Jankeje, der mit seinen Soli brillierte: bislang hatte in Oberweiling bestimmt kaum jemand gewusst, was auf diesem Instrument alles möglich ist.

Nicht-Eingeweihte meinen vielleicht, dass der typische Sinti-Groove sich nach ein paar Stücken abnutze; aber nein: das Konzert war vom ersten bis zum letzten Moment spannend und abwechslungsreich, nicht nur wegen der witzigen Conférence des slowakischen Bassisten (er stammt aus Bratislava), nicht nur wegen des samtweichen unvergleichlichen Gesangs von Gismos Vater Joschi.

Die Eigenkompositionen des 17jährigen - etwa ein Walzer für seine Schwester - zeigten, wie tief Gismo seine Musik empfindet, wie reif er bereits jetzt schon ist, und dass es eben nur zu einem ganz geringen Teil auf die Technik ankommt, auch wenn die - wie in seinem Fall - manchmal überirdisch erschien und hochkomplexe, filigrane Klassiker des Genres gespielt wurden, als handele es sich um leichte Etüden. Falsch: Etüden würde man gewöhnlich nicht derart gefühlvoll spielen.

Gismo Graf - den Namen muss man sich merken; denn ohne Zweifel wird er in Bälde zu den ganz Großen des europäischen Sinti-Jazz gezählt werden müssen.
15.02.10
neumarktonline: Überirdische Technik
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