"Bürger veralbert" ?
Zum Bericht "Genug Holz da", neumarktonline vom 4.2.2010
Die angeblichen "Informationen" des Oberbürgermeisters Thumann im Stadtrat nehmen immer skurrilere Züge an! Beispielsweise dann, wenn sogenannte "unabhängige Experten" gehört und zitiert werden, u. a. der Forstdirektor Rosskopf oder der Waldbesitzerverbands-Vorsitzender Plank. Was ist solchen Experten gemein? Natürlich – sie alle dürften ein nachvollziehbares konkretes, großes wirtschaftliches und finanzielles Interesse daran haben, dass das Biomasse-Holzkraftwerk Neumarkt gebaut wird. Denn nach ihrer Bestimmung müssten sie legitimerweise möglichst viel Holz zu einem möglichst hohen Preis verkaufen. Die beiden Herren sind also auch Lobbyisten – und dürfen bei wohlfeiler Argumentation begründete Hoffnung haben, dass ihre Argumentation beim Stadtwerke-Chef und beim Oberbürgermeister Thumann gut ankommt. Wir Neumarkter Bürger aber empfinden solche Überzeugungsversuche eher als Veralberung und mehr als peinlich.

Die OB-Informationsveranstaltung erinnert mich stark an das Beispiel eines hungrigen Hundes, dem die Wurst zur Bewachung überlassen wird. Biomasseheizkraftwerk Neumarkt: verständlich, dass Waldbauern und die Bayerische Staatsforsten "das große Geschäft" wittern… OB Thumann und seine Stadtwerke-Verantwortlichen klatschen Beifall… mehr als nur blauäugig! Denn eine einzige Frage entlarvt diese Steuergeld-Posse, die beiderseitig geprüft werden sollte: Werden die Bayerischen Staatsforsten A.ö.R. und die regionalen Waldbauern die Tonne Holz (Atro) von dem gedachten Start der Städtischen Holzverbrennungsanlage an mit max. 72 Euro pro Tonne Holz an Neumarkt verkaufen und werden sie sich dabei auf eine Preisklausel verpflichten, die eine Preisbegrenzung in den kommenden 10 Jahren auf 2 Prozent Steigerung pro Jahr vorsieht?
Diese Zahlen legt nämlich der Bayerische Kommunale Prüfungsverband zugrunde für seine Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Neumarkter Holzverbrennungsanlage.
Just auf dieses Gutachten beruft sich nun der OB Thumann, wenn er sein Prestigeprojekt vorantreiben will! Erstaunlich: die Experten selbst nahmen in der Stadtratssitzung einen derzeitigen Marktpreis von ca. 85 Euro/Tonne Holz an... bei aktuell eher schwacher Nachfrage!
Neumarkter Mitbürger: jetzt schnell mal nur im Kopf gerechnet!" Bei einem Einkaufsvolumen von 33.500 to Atro pro Jahr verursacht die Differenz von 13 Euro je Tonne einen jährlichen Verlust von rund 435.000 Euro jährlich! Über die vorgesehene Vertrags-Laufzeit (nicht verzinst, sondern der Einfachheit halber linear gerechnet) ergibt sich hier ein Verlust von 9 Millionen Euro – und bei einer solchen Verlust-Summe bleibt es nur dann, wenn die Holzpreise in der Zukunft nicht um mehr als 2 Prozent im Jahr ansteigen!
Eine klare Frage: wer soll diese Finanzverluste tragen? Der Steuerzahler – über den Staatsbetrieb Bayerische Staatsforsten, Anstalt öffentlichen Rechts?
Oder der Steuerzahler über fehlende Staatseinnahmen, weil die Bayerischen Waldbesitzer bei ihrer jährlichen Bilanz Verluste und keine Gewinne machen?
Oder der Steuerzahler in Neumarkt, weil er für 30 Millionen Euro den Lobbyisten aller Couleur eine überdimensionierte Holzverbrennungsanlage hinstellt, die überflüssig wäre, wenn man sinnvoll und objektiv alle Energieeinsparmöglichkeiten und Energie-Erzeugungsoptionen prüfen würde?
Wir Neumarkter Bürger fordern den OB Thumann auf, sich einmal ehrlich und unbefangen mit einem Taschenrechner hinzusetzen und sich an seinen Amtseid zu erinnern!
Ein Danke an die CSU und die FlitZ, die als einzige "das Ohr beim Bürger" haben! Wir Neumarkter Bürger zollen allen Stadträten Respekt, die erkennen dass man alles neu überdenken muss. Dass man seine Meinung ändern muss, wenn man erkennt, dass man falschen Informationen aufgesessen war!
Wer heute versucht, jetzt den Stadträten der CSU den Schwarzen Peter zuzuschieben, verkennt Ursache und Wirkung. Wir meinen: der OB Thumann hat wiederholt Projekte schlampig vorbereitet, wir erinnern hier beispielsweise an den Multikino-Komplex oder die Dachsanierung der Süderer.
Jetzt will er ein 30 Millionen-Euro-Projekt verwirklicht sehen – wider alle Erkenntnis, dass man doch nicht B sagen muss, wenn A sich als falsch herausgestellt hat!
07.02.10
Michael Vogel, 1. Vorsitzender EfNneumarktonline: "Bürger veralbert" ?