Immer mehr Mini-Jobs

Arbeitende Menschen müßten wieder vom Ertrag ihrer Arbeit
leben können, hieß es bei IG Bau und SPD.
Foto: Handwerksbilder.de
NEUMARKT. Die IG Bau beklagt eine "stark angestiegene Zahl von Mini-Jobs ohne ausreichende Altersabsicherung".
Das erklärte der Bezirksverbandsvorsitzende der Gewerkschaft, Peter Prison, als Gast der SPD-Kreistagsfraktion im Bürgerbüro der Sozialdemokraten in Neumarkt. Prison berichtete, dass sich die Zahl der Beschäftigten im Niedriglohnsektor in den letzten zwölf Jahren verdoppelt habe.
Mehr als jeder fünfte Beschäftigte in Deutschland arbeite bereits im Niedriglohnsektor – insgesamt seien es 6,5 Millionen Menschen. Die Entwicklung hin zu sinkenden Durchschnittslöhnen und einer weiteren Lohnspreitzung nach unten halte unvermindert an. Auch Vollzeitbeschäftigung schütze keineswegs vor niedriger Entlohnung: Immerhin knapp ein Viertel der Beschäftigten – so Fraktionsvorsitzender Helmut Himmler – verdiene bei Stundenlöhnen unter 5 Euro trotz voller Arbeitszeit im Monat nicht mehr als rund 800 Euro brutto.
Peter Prison erklärte, dass immer häufiger Mini-Jobs reguläre sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse verdrängten. Insbesondere im Gebäudereinigungshandwerk seien geringfügige Beschäftigungsverhältnisse an der Tagesordnung, so der Gewerkschafter.
"Dies ist eine fatale Fehlentwicklung, denn Mini-Einkommen bedeuten auch Mini-Renten. Wer schon heute nicht genug verdient, um einigermaßen über die Runden zu kommen, geht im Alter erst recht am Bettelstab", meinte der Gewerkschafter. Darüber hinaus seien auch Langzeitarbeitslose und Menschen mit Erwerbsminderung die Armutsopfer von morgen.
Die Kreisräte der SPD wollen die Fehlentwicklung der letzten Jahre korrigieren und wieder eigenes Personal für Reinigungsdienstleistungen in den Gebäuden des Landkreises anstellen - mit der Folge anständiger Bezahlung, würdiger Arbeitsbedingungen sowie der Möglichkeit, in die Sozialkassen einzuzahlen und vernünftige Rentenansprüche zu erwerben.
Im letzten Jahrzehnt sei am unteren Ende der Einkommensskala immer mehr gedrückt und ausgepresst worden und die Wohlhabenden auf allen Ebenen hätten sich "glänzend und schamlos bedient" – so Kreisrat Erwin Jung. Jetzt sei
Insourcing gefragt. Von sozialer Marktwirtschaft werde zwar in "belanglosem Sonntagsgeschwafel" viel geredet, aber an den Werktagen das pure Gegenteil getan, meinte Erna Späth.
Für die Politik im Landkreis sei es nach Einschätzung von Josef Mayer ein lohnendes Ziel, dass arbeitende Menschen wieder vom Ertrag ihrer Arbeit leben können – "eigentlich eine banale Selbstverständlichkeit!" Das Thema werde nach Ankündigung von Bürgermeister Helmut Himmler auf der Tagesordnung der Landkreispolitik bleiben, denn schließlich habe jeder Kreisratmit dem Landrat eine "unaufhebbare Verantwortung" für die Beschäftigten in den Liegenschaften des Landkreises – auch wenn die Reinigungsleistungen ausgeschrieben und an private Dienstleister vergeben werden.
05.08.09
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