"Nur ein Etappensieg"
Mitglieder von "Zivilcourage" in einem (noch) gentechnik-freien Maisfeld
"Zivilcourage"-Sprecher Thomas Weiß
NEUMARKT. Als "nachösterlichen Etappensieg" werten es Gentechnikgegner, daß Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner in "gleichsam
letzter Minute" am Dienstag den Anbau der gentechnisch
veränderten Maissorte MON 810 für Deutschland stoppte.
Die
Zivilcourage Neumarkt begrüßte als "Bündnis für einen agrogentechnikfreien Landkreis Neumarkt" diese Entscheidung. Man sehe darin einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung, hin
zu einer Land- und Lebensmittelwirtschaft ohne Agrogentechnik, hieß es auf Anfrage von
neumarktonline.
Gerade die Landwirte würden in
der Agro-Gentechnik keinerlei Vorteile sehen, sondern die ökologischen Risiken aber auch
die wirtschaftlichen Abhängigkeiten und Zwänge erkennen, die sich durch den Anbau von patentiertem,
gentechnisch verändertem Saatgut ergäben.
Auch die Verbraucher möchten keine gentechnisch
veränderten Lebensmittel auf ihrem Speisezettel sehen, erklärte
Zivilcourage -Sprecher Thomas Weiß. Somit stelle das Anbauverbot
einen Sieg der Interessen von Landwirten und Verbraucher dar, "die in den letzten Jahren in großer
Zahl und bei verschiedenen Veranstaltungen immer wieder für eine agrogentechnikfreie
Zukunft demonstriert haben".
Grund zum grenzenlosen Jubel sieht man allerdings nicht:
Dass es "nur um einen Etappensieg" gehe, zeige der Nachsatz von Ministerin Aigner, dass
es sich bei dieser Entscheidung "nicht um eine Grundsatzentscheidung im Bereich grüne Gentechnik"
handele.
Zivilcourage Neumarkt wertet das Anbauverbot dann auch als "eine
politische Entscheidung, die vor allem im Zusammenhang mit der bevorstehenden Europawahl
gesehen werden muss". "Wie tragfähig das heute ausgesprochene Anbauverbot ist, wird sich
zeigen, wenn es um die Zulassung weiterer gentechnisch veränderter Maissorten bzw. anderer
gentechnisch veränderter Nutzpflanzen geht", hieß es.
Neben dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen gehe es weiterhin auch um das Thema
der Verfütterung von gentechnisch veränderten Futtermitteln in der Landwirtschaft: Gentechnisch
veränderte Sojapflanzen, die mit einer so genannten "Herbizidresistenz" ausgestattet
seien, würden großflächig in Südamerika angebaut. Für die lukrativen Anbauflächen werde ökologisch
wertvoller Regenwald unwiederbringlich zerstört.
Das gentechnisch veränderte Soja werde
in Europa verfüttert, um die hiesige Fleisch- und Milchproduktion weiter zu steigern. Die Überproduktion
werde dann wiederum mit Hilfe von Agrarsubventionen in den Schwellenländern verkauft
und die dortigen Lebensmittelmärkte kaputt gemacht, was zu zusätzlicher Armut und Hunger
für die Menschen in diesen Regionen führe.
Zivilcourage Neumarkt verstehe sich auch zukünftig als Informationsplattform über die
Risiken und Gefahren der Agrogentechnik, hieß es am Dienstag. Bereits zur Europawahl werde das Bündnis bei verschiedenen
Gelegenheiten über diese Themen informieren. Den Höhepunkt bilde eine Großveranstaltung
am 19. Juni in Neumarkt, zu der prominente Gäste aus Kanada und Indien erwartet
14.04.09
neumarktonline: "Nur ein Etappensieg"