"Für ein' Apfel und'n Ei"

Dr. Ekkehart Ladda verteilt symbolisch seinen Lohn und den
seiner Berufskollegen: einen Apfel und ein Ei.
Fotos: Erich Zwick

Lungenfacharzt Dipl.med. Thomas Hagen mit Frau Susann mit
einem Transparent, das für sich und Bände spricht.
NEUMARKT. Dieses Klischee haftete ihnen bis vor kurzem an: Ärzte sind braun gebrannt, kommen mit einem flotten Porsche in die gut gehende Praxis, besitzen ein Chalet in der Schweiz, und vor Monte Carlo ankert eine weiße Yacht.
Die Realität des Jahres 2009 sieht aber ganz anders aus: drohende Praxisschließungen, Personalabbau, rückläufige Investitionen – all dies und noch mehr als Folgen der aktuellen Gesundheitsreform.
Aus diesem Grunde gingen die Fachärzte des Praxisnetzes Neumarkt zum zweiten Mal auf die Straße, um auf ihre "besorgniserregende wirtschaftliche Perspektive" drastisch aufmerksam zu machen. Das erste Mal appellierten sie beim Berchinger Rossmarkt an die Öffentlichkeit und machten dem Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer ihre fatale Lage klar.
Mit einer "Neumarkter Erklärung", die sie am Dienstag vor dem Rathaus verteilten und Oberbürgermeister Thomas Thumann und Bundestagsabgeordneten Alois Karl überreichten, machten sie transparent, was ihnen die umstrittene Gesundheitsreform zum 1. Januar 2009 einbrockte.
So bekommt ein Urologe, unabhängig von der Schwere der Erkrankung und der Häufigkeit der Arztbesuche, pro Patient im Vierteljahr nach dem "Regelleistungsvolumen" ein Honorar von 28,66 Euro; Frauenärzte werden gar mit nur 16 Euro abgespeist. Je nach Praxisstruktur sei damit ein Einnahmen-Verlust zwischen 20 und 50 Prozent vorprogrammiert.
Für den Patienten bedeutet dies, dass künftig eine Behandlung auf hohem fachärztlichem Standard kaum mehr möglich sein wird. Deshalb wurden die Nürnberger Berufskollegen mit ihren Forderungen konkreter: Abschaffung des Gesundheitsfonds, Beendigung der Budgetierung, eine betriebswirtschaftlich kalkulierte Vergütung, die die Kosten deckt und Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhält.
Die dortigen Hautärzte (Dermatologen) rechneten vor, dass sie pro Patient 19,47 Euro für ein ganzes Quartal von den gesetzlichen Krankenkassen bekommen; das ergibt 6,49 Euro pro Monat. Für solch einen Stundenlohn macht nicht mal mehr eine Reinigungskraft den Buckel krumm.
So brachte es Dr. Ekkehart Ladda stellvertretend für alle demonstrierenden Neumarkter Fachärzte auf den Punkt, als er den Vorübergehenden einen Apfel und ein Ei überreichte. Das ist der Lohn, für den hoch qualifizierte Spezialisten verantwortungsvoll arbeiten müssen.
Erich Zwick
17.02.09
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