Nur Bau ist optimistisch

Die Konjunkturumfrage zeigt das schlechteste Ergebnis seit
Jahren
NEUMARKT. Der Konjunktureinbruch hinterlässt nach Einschätzung der Industrie- und Handelskammer auch Spuren in Neumarkt und der Region.
Die aktuelle Konjunkturumfrage zeigt das schlechteste Ergebnis seit Herbst 2002, hieß es am Freitag.
IHK-Volkswirte sehen dennoch gute Chancen, die Talsohle bald zu durchschreiten. Besonders angeschlagen zeigen sich die Zulieferbetriebe der Autoindustrie. Trotz merklich rückläufiger Aufträge präsentiert sich die Beschäftigungslage in der Region aber weitgehend stabil.
"Die Bewertung der Wirtschaftslage durch die Unternehmen der Region hat sich deutlich verschlechtert", stellt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes fest, "aber die Wirtschaft in Ostbayern ist breit und gut aufgestellt."

Besonders betroffen sind die Auto-Zulieferer
Knapp jedes vierte Unternehmen spricht von einer verschlechterten Geschäftslage. Das Gros der Unternehmer ist jedoch "noch zufrieden". Unisono erwarten sie für die nächsten Monate aber keine Verbesserung, sondern sind weiterhin auf negative Zahlen gefasst. Nur noch jedes zehnte Unternehmen kalkuliert mit Verbesserungen, im Vorjahr war es noch jedes fünfte Unternehmen. Dagegen stieg der Anteil der Betriebe, die eine weitere Verschlechterung ihrer Lage befürchten, auf 42 Prozent.
Während die Investitions- und Konsumgüterindustrie überwiegend noch von einem positiven Geschäftsverlauf berichten, machen sich im Umfeld der Autoindustrie die Folgen der globalen Finanzkrise stark bemerkbar. Vor allem die Zulieferindustrie ist massiv beeinträchtigt. BMW habe die Stückzahlen drastisch reduziert, außerdem sei der Export in die USA so gut wie komplett weg gebrochen. In Zahlen beziffere sich das Minus in der Automobilindustrie auf 40 Prozent, heißt es in Unternehmer-Kommentaren zur Umfrage.
In den Sog dieser wichtigen Säule der regionalen Industrie gerät auch die Zeitarbeitsbranche. Zeitarbeitsverträge wurden in vielen Industrieunternehmen nicht verlängert.
Die im Landkreis Neumarkt besonders wichtige Bauwirtschaft profitiert aktuell noch von den Investitionsentscheidungen der letzten Jahre und erwartet durch öffentliche Aufträge infolge des Konjunkturpakets eine positive Entwicklung. Das kompensiert rückläufige Auftragseingänge aus dem gewerblichen Bereich, hieß es.
Dabei ist die Bauindustrie die einzige Branche, die optimistische Zukunftsprognosen abgibt. In allen anderen Wirtschaftszweigen dagegen wird die weitere Geschäftsentwicklung eher sehr verhalten und vorsichtig eingeschätzt. "Die Unternehmen fahren in diesen Tagen auf Sicht", umschreibt Dr. Helmes die aktuelle Geschäftspolitik in der Industrie.
Der Einzelhandel profitierte in den vergangenen Monaten durch erfreuliche Umsätze beim Weihnachtsgeschäft. Doch machen sich die Geschäftsleute für den weiteren Jahresverlauf keine großen Hoffnungen. Konsumforscher allerdings sehen zumindest für das erste Halbjahr durchaus positive Impulse aus der anhaltend guten Verbrauchernachfrage für die konjunkturelle Entwicklung.
Für viele Betriebe habe der Erhalt der Personaldecke hohe Priorität. "Es hat Mühe genug gekostet, eine qualifizierte Belegschaft aufzubauen. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir sie beim nächsten Aufschwung dringend brauchen", heißt es aus Unternehmerkreisen. Laut Umfrage wollen etwa 70 Prozent der befragten Unternehmen ihre Belegschaft halten. Der Abbau von Arbeitsplätzen bleibt die Ultima Ratio.
An die Politik stellt die IHK zwei wesentliche Forderungen: Zum einen gelte es die Handlungsfähigkeit der Finanzmärkte weltweit wieder herzustellen. Zum anderen sei die Wirtschaft gerade im Wahljahr 2009 nicht auf Wahlversprechen, sondern auf möglichst klare Aussagen der Politik angewiesen, um wieder Vertrauen in die Zukunft und Planungs- sowie Investitionssicherheit zurück zu gewinnen.
Die IHK Regensburg hat ein eigenes Konjunkturpaket aufgelegt. Es basiert auf drei Säulen, die Unternehmen jetzt für den Wettbewerb nach der Krise stabilisieren sollen: Finanzierungsberatung, Unterstützung bei der Erschließung neuer Auslandsmärkte und die Weiterbildung von Mitarbeitern.
Fotos: handwerksbilder.de
13.02.09
neumarktonline: Nur Bau ist optimistisch