Gravur soll Radl-Diebe schrecken

Fahrraddieben soll das Leben möglichst schwer gemacht werden.
Foto: ADFC/J. Lehmkühler
NEUMARKT. Aktuell meldet die Polizei einen geschnappten Fahrraddieb und ein gestohlenes Radl. Und der ADFC gibt Tipps, wie Diebe auf Granit beißen.
Am Samstag, 7.Juni, veranstaltet der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Neumarkt auf dem Rathausplatz einen Aktionstag zur Vorbeugung gegen Fahrrad-Diebstähle. "Sommerzeit ist Radl-Saison, aber leider auch Fahrrad-Diebstahl-Saison" erklärt Olaf Böttcher, Vorsitzender des ADFC-Kreisverband in Neumarkt.
Wer sein Rad an einen Langfinger verloren hat, kennt die unangenehmen Gefühle: Erst Wut, dann Ärger und schließlich jede Menge Rennerei. Viele Radler wollen die Diebe nicht mit wertvollen Velos locken. "Sie trauen sich deshalb nur mit Schrotträdern auf die Straße", sagt Böttcher.
Jedes Jahr verschwinden fast eine halbe Million Räder.
Vielerorts werde Fahrraddiebstahl als "Bagatelldelikt" abgetan, kritisiert Böttcher. In vielen Städten fehlen sichere Abstellmöglichkeiten. Die Polizei verfolge diese Straftaten mit recht unterschiedlichem Engagement. Deshalb sei vor allem Hilfe zur Selbsthilfe angesagt: Mit guten Schlössern, sinnvoll gewählten Parkplätzen, einer Fahrrad-Versicherung und nicht zuletzt mit der bewährten Fahrrad-Codierung zeige man den Dieben schon vorab die rote Karte.
"Wer sein Fahrrad codieren lässt, macht Langfingern das Leben schwer", so Böttcher. Denn ohne Eigentumsnachweis kommen sie mit dem zweirädrigen Diebesgut nicht weit: Die Codierung zeigt sofort, wer der Eigentümer des geklauten Rads ist. Die Codierung erschwert also mehr als nur den Weiterverkauf, insbesondere den über Flohmärkte oder via Internet. Der Verkaufswert des Diebesguts sinke erheblich, während der Grad der Abschreckung und die Hemmschwelle für potenzielle Diebe steige.
Das Prinzip basiert auf einem von der Polizei entwickelten und perfektionierten Codierverfahren und ist einfach: Eine Graviermaschine verewigt auf dem Rahmen des Fahrrads einen verschlüsselten personenbezogenen Code, der aus einer individuellen Ziffern- und Buchstabenkombination besteht. Sie setzt sich zusammen aus dem Autokennzeichen und Gemeindecode des Ortes, in dem der Eigentümer wohnt, einer fünfstelligen Zahl für die Straße, drei Ziffern für die Hausnummer, sowie den Eigentümer-Initialen, möglichst ergänzt durch eine zweistellige Jahreszahl der Codierung.
Der Vorteil: Polizei oder Fundbüro erkennen anhand des Codes sofort den Eigentümer des Fahrrads und können ihn im Falle eines Diebstahls informieren - ohne Rückgriff auf Datenbanken. Die Rahmennummer allein gibt nämlich nicht genügend Informationen. Sie wird vom Hersteller ohne erkennbares System eingestanzt - mit Dopplungen und ohne zentrale Nummernkartei. 90 Prozent aller aufgefundenen Räder finden trotz Rahmennummer nicht mehr zu ihrem Eigentümer zurück, auch weil dieser sein Rad nicht eindeutig beschreiben kann.
Mit einem spanabhebenden Verfahren wird der Code 0,1 bis 0,2 Millimeter tief in das Metall des Fahrradrahmens eingraviert. Ein Aufkleber mit Sichtfenster verhindert die Korrosion. Die Codierung wird auf der rechten Seite des Sattelrohrs angebracht. Polizei und Fahrradhändler achten besonders auf diese Stellen, ein Überkleben des Codes durch den Dieb fällt dadurch schnell auf.
Ein möglicher Umzug ist übrigens kein Argument gegen die Fahrradcodierung: Anhand der alten Adresse kann das Einwohnermeldeamt den aktuellen Wohnsitz schnell feststellen. Wer viel umzieht, kann auch seinen festen Zweitwohnsitz für die Codierung verwenden.
Am Stand des ADFC am Rathausplatz in der Neumarkter Innenstadt können ab 9.30 Uhr alle interessierten Bürger ihr Fahrrad codieren lassen. Erwachsene zahlen 12 Euro, Kinder 6 Euro, Familien 30 Euro, ADFC-Mitglieder die Hälfte.
Die folgenden Sachen sind zu einer Fahrradcodierung mitzubringen: Das eigene Fahrrad und ein Eigentumsnachweis (Kaufvertrag, Rechnung, Quittung) für das Fahrrad (Ein Kassenbon reicht nicht aus). Fehlt der Eigentumsnachweis, wird der ADFC auf einer sogenannten Eigentumserklärung bestehen, die er später der Polizei zur Überprüfung überlässt, ein Identitätsnachweis (Personalausweis oder Reisepass) und etwas Zeit, da die eigentliche Codierung des Fahrrads zwischen zehn und 15 Minuten dauert.
Fragen zur Fahrrad-Codierung beantworten die ADFC-Aktiven gerne vor Ort am Infostand. Außerdem gibt es die Fahrradpässe und jede Menge Informationen, was noch wichtig ist, um sein Fahrrad besser vor Diebstahl zu schützen.
02.06.08
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