Gedanken zum Hohen Pfingstfest
Von Dekan Richard Distler
Heute ist viel die Rede vom Klimawandel durch Umweltverschmutzung. Nicht zu schweigen von den Schäden, die dabei die Gesundheit von Mensch und Tier, aber auch der Böden, des Wassers und der Luft in Gefahr bringen. Viel zu wenig aber
wird heute gesprochen über die geistige Umweltverschmutzung , die das geistige Klima und die geistige Atmosphäre, in der wir alle leben, zerstören kann. Die-se ist zumindest ebenso alarmierend wie die physische Umweltverschmutzung.

Zu dieser "Innenweltverschmutzung" kommt es: Wenn z.B. Kinder zuwenig Aufmerksamkeit und Liebe erfahren. Wenn Jugendliche sich immer schwerer tun, in dem riesigen Angebot aus dem Internet, aus Zeitschriften und aus Videos das auszuwählen, was wirklich gut und gesund für sie ist. Wenn Erwachsene immer orientierungsloser werden und immer weniger Halt und Selbststand haben. Wenn es in Familien und Betrieben immer aggressiver zugeht und immer mehr Schiedsstellen, Anwälte und Konfliktberater benötigt werden. Diese Innenweltverschmutzung zeigt sich meist dort, wo die Würde des Menschen von innen her nicht
mehr geschützt ist, auch dort, wo ungeborenes Leben zerstört oder das alternde
Leben nicht mehr geachtet wird.
Wo aber ist da ein anderer Geist in Sicht, ein echter Wandel, eine Klimaverbesserung oder gar ein Umdenken und eine Umkehr ? Der Weg dorthin ist
wohl genauso schwierig wie bei der äußeren Umweltverschmutzung. Dieser andere und neue Geist wurde der Welt und der Kirche durch das Pfingstereignis
bereits vor 2000 Jahren versprochen und schon geschenkt. Dieser andere und
neue Geist liegt gleichsam in der Luft. Aber wird er eine Chance bekommen, werden wir ihn einatmen, wird er unsere Köpfe, Herzen und Seelen durchdringen ?
Unter welchen Voraussetzungen kann es zu einem neuen Pfingsten kommen?
Ein neues Pfingsten braucht vor allem unsere innere Offenheit und Aufgeschlossenheit, es braucht die Sensibilität des Menschen für seine religiöse Ver-
anlagung, die Sensibiltät für Gott. Je offener der Mensch für Gott wird, je mehr
er auf seine innere Stimme und auf sein Gewissen hört, umso mehr kann er den
anderen, den neuen und den heiligen Geist empfangen. Nicht umsonst kennt die
katholische Kirche als Frucht von Pfingsten sogar ein eigenes Sakrament für den
Empfang des heiligen Geistes, die Firmung. Dabei spricht der Firmspender, indem er dem Neuzufirmenden die Hand auflegt und seine Stirne mit geweihtem
Chrisamöl salbt:"Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den heiligen Geist!"
Die Kirche sieht also den anderen und neuen Geist als eine Gabe von oben,
als Gabe und Geschenk Gottes. Dieser Geist ist also nicht machbar, man muß ihn erbitten und sich schenken lassen. Je mehr der Mensch um diesen Geist
bittet, umso mehr treibt er ihn zur Umkehr und zum Neubeginn, umso kräftiger
wirkt dieser Geist als Gegengift gegen die "Innenweltverschmutzung". Mehr
noch: Wo dieser Geist einen Platz und eine Chance bekommt, da werden die "Früchte des Geistes" sichtbar, wie sie schon der heilige Apostel Paulus kennt:
"Güte, Liebe, Demut, Sanftmut, Friede und Geduld". Alles wunderbare Früchte, die der Welt unserer Kinder und Jugendlichen,aber auch der Erwachsenen so guttun würden. Wo diese Früchte reifen, da kann es bald schon zu einem echten Klimawandel kommen, zu einer friedlichen geistigen Revolution, zu einer Revolution der Herzen. Beim ersten Pfingstfest in Jerusalem hat sie einst ihren
Ausgang genommen.
09.05.08
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