Probleme mit Gesundheitsreform


BRK-Kreisgeschäftsführer Klaus Zimmermann, BRK-Chefarzt Dr. Heinz Sperber, Rettungsdienstleiter Werner Lorek zusammen mit den Wachleitern aus Neumarkt, Parsberg und Berching, Johann Ochsenkühn, Franz Söllner und Georg Großhauser, die das bis zum Jahre 2011 gültige Zertifikat in Händen halten.
Fotos: Erich Zwick

Sorgenfalten auf den Stirnen der mit dem Rettungsdienst be-
trauten BRK-Spitzen: Kreisgeschäftsführer Klaus Zimmermann,
Chefarzt Dr. Heinz Sperber und Rettungsdienstleiter Werner
Lorek.
NEUMARKT. Die "Gesundheitsreform" mit all ihren unschönen Begleiterscheinungen geht auch am Kreisverband Neumarkt des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) nicht spurlos vorüber. Zwar sind die negativen Auswirkungen noch nicht hautnah zu spüren, doch sie hängen wie ein teuflisches Damoklesschwert über der segensreichen Einrichtung, was am Donnerstag Kreisgeschäftsführer Klaus Zimmermann und Rettungsdienstleiter Werner Lorek bei der Vorstellung des Jahresberichts 2007 für die Notfallrettung und den Krankentransport düster an die Wand malten.

Noch wird der gewohnte Standard vorgehalten, der sogar weit über den üblichen Anforderung liegt, wofür der Rettungsdienst für weitere drei Jahre nach "DIN EN ISO 9001" zertifiziert wurde. Diese vom BRK-Kreisverband Neumarkt angebotenen Extras seien aber nur deshalb möglich, weil der Rettungsdienst auch durch andere Einnahmequellen (Spenden z.B.) "querfinanziert" wird, wie Werner Lorek erläuterte.

Trotz des massiven Kostendrucks der Krankenkassen fühle sich das BRK als Partner und Dienstleister verpflichtet, eine hochwertige Notfallrettung und einen qualifizierten Krankentransport anzubieten. Dafür stehen an allen Tagen rund um die Uhr 28 Rettungsassistenten, neun Rettungssanitäter und ein Rettungsdiensthelfer im mobilen Rettungsdienst in den drei Wachen Neumarkt, Berching und Parsberg bereit. Sie bewältigten 13.363 Alarmierungen und standen dafür 84.120 Stunden "Gewehr bei Fuß".

Die 38 Hauptamtlichen wurden von 72 Kollegen und Kolleginnen aus dem ehrenamtlichen Bereich mit 9.285 Einsatzstunden wirkungsvoll unterstützt. "Das Miteinander von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kräften im Rettungsdienst macht wie in so vielen anderen Bereichen des Roten Kreuzes die Stärke der Hilfsorganisation aus", lobte Rettungsdienstleiter Lorek die hervorragende Zusammenarbeit.

Fünf Krankenwagen, vier Rettungswagen und zwei Notarzt-Einsatzfahrzeuge sind an den drei Rettungswachen ständig einsatzbereit. Sie legten im letzten Jahr 555.509 Kilometer zurück, das sind rund 1.500 Kilometer pro Tag bei durchschnittlich 37 Einsätzen, davon neun Notfälle.

In diesem Zusammenhang trat der Chefarzt des BRK, Dr. Heinz Sperber, der irrigen Meinung entgegen, jeder Notfalleinsatz sei auf einen Verkehrsunfall zurückzuführen. Diese schlagen aber lediglich mit sieben Prozent zu Buch, gefolgt von den häuslichen Unfällen mit 13 Prozent, während das Gros internistische Notfalleinsätze (Schlaganfall, Herzinfarkt etc.) sind. In der Jahresbilanz stellt sich das dann so dar: 8.816 Krankentransporte, 577 Notfalleinsätze, 2.504 Notarzt-Einsätze und 1.466 sonstige Einsätze (darunter fällt auch der sogenannte "blinde Alarm").

Welch hohen Stellenwert der Rettungsdienst innerhalb des BRK-Kreisverbandes einnimmt, verdeutlichte Kreisgeschäftsführer Klaus Zimmermann mit zwei beeindruckenden Zahlen: Vom Gesamthaushalts-Volumen von rund fünf Millionen Euro entfallen auf den Rettungsdienst 2,35 Millionen. "Wenn dieser funktionsfähige Rettungsdienst am Leben erhalten bleiben soll, dann darf er nicht durch ständige Kürzungen aufs Spiel gesetzt werden", appellierte Werner Lorek an die Politik, der aber der BRK-Kreisverband noch zu trotzen vermag.

Damit die Bilanz nicht mit einem düsteren Ausblick endete, hatte Dr. Heinz Sperber noch ein paar positive Anmerkungen. So sei die Zahl der Einsätze aufgrund von Verkehrsunfällen von rund 600 vor zehn Jahren auf knapp 200 im Vorjahr zurückgegangen. Augenverletzungen seien inzwischen - gottlob - die ganz große Ausnahme, dank Sicherheitsgurte und Airbags.

Und noch eine Anekdote aus jüngster Vergangenheit: Als Notarzt wurde er in ein Altenheim gerufen, wo es laut Alarmierung um eine Schlägerei ging. Am "Tatort" stellte sich heraus, dass ein 102-Jähriger von Frühlingsgefühlen übermannt wurde und den weiblichen Pflegekräften an die Wäsche wollte. Der stürmische "Romeo" wurde ruhig gestellt, und der Notarzt notierte einen "blinden Alarm".
Erich Zwick
17.04.08
neumarktonline: Probleme mit Gesundheitsreform
Telefon Redaktion


Telefon Redaktion


ISSN 1614-2853
20. Jahrgang
Zur Titelseite Neumarkter Zeitung
ISSN 1614-2853
20. Jahrgang
ISSN 1614-2853
15. Jahrgang