Stadt als "Retter in der Not"


Oberbürgermeister Thomas Thumann händigt dem Ehepaar
Duruk die Schlüssel für eine menschenwürdige Wohnung in
der Botengasse aus.
Foto: Erich Zwick
NEUMARKT. Normalerweise verschwendet niemand über einen privaten Rechtsstreit zwischen einem Mieter und Vermieter auch nur eine Zeile. Doch hier ist ein Fall "instrumentalisiert" worden, der hohe Wellen bis in die Türkei schlug und Neumarkt als "Nazi-Stadt" gebrandmarkt wurde.

Am Mittwoch gab's zwar für die betroffene Familie ein Happy End, doch ein bitterer Nachgeschmack wird wohl bleiben.

Die Vorgeschichte ist bekannt (neumarktonline berichtete kurz darüber): Das Mietobjekt der türkischen Familie Duruk am Viehmarkt hatte den Eigentümer gewechselt und der neue Hausherr renovierte auf Teufel komm raus. Rigoros ließ er Türen und Fenster herausreißen und seine Mieter im Schutt hausen.

Dagegen erwirkten die Mieter eine Einstweilige Verfügung beim Amtsgericht, der aber der Vermieter nicht Folge leistete. Also schaltete der Vorsitzende Richter die Polizei ein, die das Schlimmste abwendete.

Gleichzeitig bekam der in Nürnberg residierende Generalkonsul Mehmet Selim Kartal Wind von der Sache und rücke mit einem Pulk türkischer Journalisten an, die die Sache weidlich ausschlachteten. Da war anderntags in Millionenauflage in türkischen Gazetten von "Rassisten", von der "Qual für türkische Mieter" und von "Nazis" zu lesen.

Und der in Buchberg wohnhafte "Honorarkonsul der türkischen Republik Nordzypern", Turgay Hilmi, goss obendrein Öl ins Feuer: "Wenn wir uns in einem Rechtsstaat befinden, ist das eine unmenschliche Situation", tönte er am Sonntag. Am Mittwoch im Rathaussaal war er eher kleinlaut. Er erinnerte an die Hilfe aus Neumarkt bei den Waldbränden in Zypern und bei der Unterstützung eines Unfallopfers, für das 14.000 Euro aus Neumarkt nach Istanbul flossen.

Und als Oberbürgermeister Thomas Thumann dem Ehepaar Duruk einen Mietvertrag für eine neue Wohnung in der Botengasse zuschob und ihm die Schlüssel aushändigte, lobte Hilmi gar das "vorbildliche Verhalten" des Stadtoberhaupts.

Damit ist der Streit zwischen Vermieter und Mieter noch längst nicht ausgestanden: Turgay Hilmi kündigte an, dass die renommierte Kanzlei des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Günther Beckstein der Familie Duruk honorarfrei vor Gericht beistehen wird.

Im Rahmen ihrer Sozietätserweiterung wird die Nürnberger Kanzlei demnächst in Neumarkt Büroräume beziehen.
Erich Zwick
16.04.08
neumarktonline: Stadt als "Retter in der Not"
Telefon Redaktion


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