Herausforderungen für Zukunft

Von Albert Deß*

NEUMARKT. Weltweit sind die Agrarmärkte im Umbruch. Die heutige Agrarwirtschaft wird maßgeblich bestimmt durch globale Nachfrageverschiebungen, sinkende Lagerbestände und zunehmende Risiken durch klimatische Einflüsse.

Der Health-Check ist das wichtigste agrarpolitische Thema. Damit ist die Halbzeitüberprüfung der Gemeinsamen Agrarpolitik gemeint. Mit dem Health-Check wird die Agrarpolitik auf künftige Herausforderungen vorbereitet und gleichzeitig die EU-Haushaltsdebatte für die Zeit nach 2013 angestoßen. Im Rahmen seiner EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr will Frankreich den Health-Check abschließen.

Die EU-Agrarpolitik wird sich in Zukunft noch mehr mit dem Ländlichen Raum und Themen wie Umwelt, Kulturlandschaft, Ernährungssicherung, Energiepolitik, Demographie und Klimawandel auseinandersetzen. Die Gemeinsame Agrarpolitik wird sich auch intensiv mit dem Thema Risikomanagement beschäftigen, Risiken durch höhere Preisschwankungen, Witterungsschäden und Auswirkungen von Tierseuchen.

Erneuerbare Energien sind ein wichtiges Handlungsfeld für die Zukunft. Energie vom Acker trägt dazu bei, dass Europa unabhängiger von Energieimporten wird. Die Anbauflächen für Bioenergie in Deutschland könnten auf etwa 4 Mio. ha verdoppelt werden, in der EU besteht Potential von über 40 Mio. ha. Vor allem die Nutzung der Biomasse kann noch ausgebaut werden. Bei der Einspeisung von Biogas in das Erdgasnetz und Durchleitung bis zum Verbrauchsort kann eine hohe Energieausbeute des Biogases erreicht werden.

Die stabile Nachfrage nach Agrarprodukten führt vermehrt zu geräumten Märkten. Weltweit sinken die Getreidevorräte. Sie liegen bei nur noch ca. 15% des weltweiten Jahresverbrauches anstatt der erforderlichen 25 Prozent. Gründe für die Zunahme des Getreideverbrauchs sind: Den "Getreidemindestpreis" gibt mittlerweile der Ölpreis vor. Damit wird Getreide nicht mehr unter seinem Energiewert verkauft werden. Bei Lebensmitteln ist Getreide keineswegs ein Preistreiber, dazu gehören Miete, Wasser- und Energiekosten. Der Rohstoff Mehl etwa macht etwa nur 4 Prozent des Brotpreises aus und in jedem EU-Mitgliedstaat ist nach wie vor Cola teurer als Milch.

Wie lässt sich eine Nutzungskonkurrenz Ernährung - Bioenergie vermeiden? Biogasanlagen gehören in erster Linie auf Betriebe, die mit Gülle arbeiten. Mit dem geplanten Wegfall der Stilllegung kann das vorhandene Flächenpotential besser genutzt werden, ob nun für den Anbau von Nahrungsmitteln, Tierfutter oder Bioenergie. Mit einer verstärkten Energiepflanzenforschung kann der Grünmasseertrag von Energiepflanzen weiter verbessert werden.

Gentechnik ist in der EU zur Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln derzeit nicht notwendig. Wir haben ausreichend Flächen und ertragreiche konventionelle Sortenzüchtungen. Neue Zuchtmethoden können jedoch einen wertvollen Beitrag leisten beim Anbau von Bioenergie, Rohstoffen zur industriellen Verarbeitung und zur Verbesserung der Trockenstress- und Schädlingsresistenz.

Der Einsatz tierischer Fette in lebensmitteltauglicher Qualität in der Futterration muss für Nichtwiederkäuer wieder erlaubt werden. So kann den massiv gestiegenen Futterkosten in der Veredelung entgegengewirkt werden.

* Albert Deß ist Europaabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CSU-Europagruppe.
22.02.08
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