Strom aus Klärschlamm

NEUMARKT. In Neumarkt könnte ein Projekt zur Verbrennung von Klärschlamm mit weltweiter Pilotfunktion entstehen.

Hans Huber von der Berchinger Firma Huber Technology stellte am Dienstag im Neumarkter Stadtrat das neuartige Verbrennungsverfahren vor, mit dem durch eine Turbine Wärme und Strom gewonnen wird. Huber ließ keinen Zweifel daran, daß sein Unternehmen an einem Pilotprojekt in Neumarkt sehr interessiert sei: "Wir wollen natürlich was zum Vorzeigen haben!" Seine Firma und das "ATZ-EVUS"-Entwicklungszentrum für Verfahrenstechnik wollen derartige Anlagen weltweit anbieten.

In der Anlage könnte der gesamte Klärschlamm des Landkreises vorteilhaft entsorgt werden. Statt der bisher praktizierten "Verschickung" in die Neuen Länder hätte man die Klärschlamm-Entsorgung in der eigenen Obhut, könne dort auch andere Abfälle des Landkreises verwerten und gewinne gleichzeitig Wärme und Strom.

Seit kurzer Zeit sind die neuen Deponieverordnungen in Kraft getreten. Eine Ausbringung von Klärschlamm in der Landwirtschaft sei durch die Belastung vor allem mit Schwermetallen in Frage gestellt. Derzeit wird der Neumarkter Klärschlamm in Neumarkt durch eine Lohnfirma entwässert.

Die natürlich sofort auftauchende Frage nach der Luftbelastung konnten Mitarbeiter Hubers beantworten: Die Werte liegen deutlich unter den zulässigen Höchstwerten der TA Luft - beim Gesamtstaub zum Beispiel um den Faktor 10. Insgesamt sei die Belastung der Luft bei der geplanten Anlage "eher mit den Abgaswerten einer Großküche" denn mit einem Großkraftwerk vergleichbar.

Obwohl sich ganz offensichtlich alle Fraktionen im Stadtrat mit dem Pilotprojekt anfreunden konnten, kam es kurz vor der Abstimmung doch noch zum Streit. OB Alois Karl hatte neben der Bildung eines Arbeitskreises auch noch die Aussage in den Beschluß gepackt, daß man "grundsätzlich" die Anlage bauen wolle.

Dies brachte Flitz-Sprecher Hans-Jürgen Madeisky auf:" Da wird wieder einmal ein Defacto-Beschluß aus dem Zylinder gezaubert !" Vor allem die Nachbarn der Anlage an der Schneemühle wollten sicherlich noch genauere Angaben über die zu erwartenden Belastungen. Flitz und Grüne würden jetzt "gezwungen, nein zu sagen, obwohl es vielleicht eine ganz gute Sache ist!"

Schließlich einigte man sich aber nach einigem Hin und Her über den genauen Wortlaut des Beschlusses doch noch - es gab keine Gegenstimmen.

Und Oberbürgermeister Alois Karl - wohl schon im Geiste in Berlin - entfuhr in Richtung Madeisky der Seufzer: "Sie werden mir fehlen..."
28.06.05
neumarktonline: Strom aus Klärschlamm
Telefon Redaktion


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