"Rabatt-Jäger" müssen hoch hinaus
Das Pächter-Ehepaar Wolfgang und Heike Schönthaler unter-
zeichnet den ihnen von Henning Berkan vorgelegten Vertrag
als Wirtsleut' der Olperer Hütte.
Foto: Erich Zwick
NEUMARKT. Bald gibt es ein Wirtshaus, in dem Sie auf Ihre Zeche einen stolzen Rabatt von sage und schreibe von 30 Prozent erhalten.
Nur hat die Sache einen kleinen Pferdefuß: das Lokal befindet sich nicht gerade um die Ecke, sondern in exakt 2.389 Metern Höhe über dem Zillertal: Es ist die Olperer Hütte der Sektion Neumarkt im Deutschen Alpenverein. Und noch eine Einschränkung: der Preisnachlass wird nur ausgewiesenen Vereinsmitgliedern gewährt.
Dieses großzügige Detail wurde allerdings nicht in den schriftlichen Vertrag aufgenommen, der am Donnerstag zwischen dem Neumarkter DAV-Sektionsvorsitzenden Henning Berkan und den künftigen Wirtsleuten auf der Olperer Hütte, Wolfgang und Heike Schönthaler, geschlossen wurde. Trotzdem gilt das Wort des 46 Jahre alten Österreichers, der aus einer Vielzahl von Bewerbern - exakt waren es 42 - das Rennen gemacht hat.
Das Rüstzeug für diese spannende Aufgabe - bekanntlich wird die Olperer Hütte nach dem Abriss völlig neu errichtet und wahrscheinlich im August ihrer Bestimmung übergeben - hat sich Wolfgang Schönthaler auf Gran Canaria geholt. Die Ferieninsel - das verblüfft diejenigen, die nur den Strand von Playa del Ingles oder die Dünen von Maspalomas kennen - hat auch ein "Gebirge", in dem fünf Jahre lang der künftige Olperer-Wirt seine Gäste verwöhnte.
Während auf der Insel im Atlantik die Saison ganzjährig lief, ist sie im Zillertal auf die Monate Juni bis Oktober beschränkt. Im Winterhalbjahr arbeitet Schönthaler am Skilift, so dass es ihm nicht langweilig wird. Während der Saison auf der Hütte gibt's keinen Ruhetag, und an besucherarmen Tagen erledigt er mit seinen zwei Haflinger-Pferden Einkäufe im Tal, während die überwiegende Versorgung der Hütte per Hubschrauber auf dem Luftweg erfolgt.
Ob er nicht befürchtet, dass ihm und seiner Frau Heike die Arbeit über den Kopf wächst? "Nein", wehrt er ab, "alles, was einem gefällt, ist nicht anstrengend."
Ganz so unbeschwert kann das Vorsitzender Henning Berkan nicht sehen, wenn er an die Investition denkt, die der zweitgrößte Verein im Landkreis Neumarkt durch den Neubau der Olperer Hütte zu stemmen hat: 1,7 Millionen Euro kostet das hochliegende und hochfliegende Unterfangen. Zwar fließen Fördermittel und ein namhafter Sponsor will sich auch noch kräftig beteiligen, aber der Verein musste sich auf 20 Jahre verschulden.
Trotzdem kommen keine Sorgenfalten auf; denn die neue Hütte bringt auch höhere "Umsätze", wenngleich die Übernachtungspreise mehr als moderat sind: Im Achtbettenlager neun Euro, um Vierbettzimmer zwölf Euro.
Und wer nicht übernachtet, lässt auch ein paar Euro da - trotz des 30-prozentigen Rabatts.
Erich Zwick
21.06.07
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