"Dauerhaftes Andenken"

In einem schier endlos langen Schweigemarsch geleiteten An-
gehörige, Freunde, Bekannte, Uniformierte, Prominente und
Bürger der Stadt und darüber hinaus den Sarg von der Hofkirche
über den Oberen Markt zum Friedhof an der Regensburger
Straße.
Fotos: Erich Zwick

Stadtpfarrer Norbert Winner erteilt dem Verstorbenen am offen-
en Grab einen letzten Segen.

Durch ein Spalier von Kränzen, die den Hauptweg des Fried-
hofes säumten, bewegte sich der Trauerzug.

Unter Vorantritt der Geistlichkeit folgen dem Sarg die Ange-
hörigen der Feuerwehr, die Kollegen der Polizei und die trau-
ernden Hinterbliebenen.

Die Witwe des Verstorbenen, gestützt von den Söhnen, bei
ihrem schweren Gang.
NEUMARKT. Es war ein würdevoller und ergreifender Abschied von Erich Bärtl, aber bei all den ehrenden Nachrufen ist wohl eine Seite des Kommunalpolitikers und Polizeibeamten zu kurz gekommen: seine fröhliche Art, die auf andere geradezu ansteckend wirken konnte.
Dieser Schalk in ihm musste in Petrus einen ersten Verbündeten gefunden haben, denn auf seinem letzten irdischen Gang von der Hofkirche zum Grab vergoss der Himmel Tränen - so als wollte er den Trauergästen mit auf den Weg geben: Ich lasse für euch weinen.
Seine so gedeutete Botschaft vermochte aber den Schmerz der Trauernden nicht zu verdrängen. Als aus dem Gotteshaus eines seiner Lieblingslieder - "Ein schöner Tag…" - erklang, war es nicht nur bei den nächsten Angehörigen um ihre Fassung geschehen. Sogar g'standene Männer, die keinen Platz mehr in der überfüllten Hofkirche fanden, wischten sich draußen auf dem Residenzplatz die Augen ab.
"Uns ist, als müsste er jeden Augenblick hereinkommen oder er wartet draußen auf uns, angelehnt an seinem Motorrad", kleidete Stadtpfarrer Norbert Winner den plötzlichen Krebstod des "Energiebündels" Erich Bärtl in Worte. Der frühere Ministrant in der Hofkirche, der aus einfachen Verhältnissen herauswuchs, habe sich immer als Anwalt der kleinen Leute engagiert, beleuchtete der Geistliche die menschliche Seite des verstorbenen Zweiten Bürgermeisters, der noch großen Wert auf längst vernachlässigte Tugenden gelegt hätte: Korrektheit, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit.
Diese Ideale wusste auch Oberbürgermeister Thomas Thumann zu würdigen: "Als mein Stellvertreter war er ein zuverlässiger und vertrauensvoller Partner, "auf den immer bedingungslos Verlass war." So seien Erich Bärtl und er in kürzester Zeit zu Freunden geworden.
Und als Freund des Verstorbenen wechselte er in die Du-Form: "Lieber Erich, wir verneigen uns in tiefer Ehrfurcht vor Deinem großen Lebenswerk und sagen Dir herzlichen Dank für Dein herausragendes Engagement und Deinen ehrenamtlichen Dienst an anderen. Eines darf ich Dir versichern: Wir als Stadt werden nicht nur einen Kranz an Deinem Grab niederlegen, sondern Dir ein dauerhaftes ehrendes Andenken bereiten. Ein Andenken, das Du Dir aufgrund Deiner großen Persönlichkeit, Deiner nie endenden Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sowie Deines steten Einsatzes für die Menschen dieser Stadt erworben hast."
"Erich Bärtl war immer ein ‚schneidiger Bursch'", erinnerte sich sein langjähriger Freund Alois Karl. Als früherer Oberbürgermeister und jetziger Bundestagsabgeordneter sei er mit Erich Bärtl mindestens einmal im Jahr in den Bergen gewesen und hätte am gleichen Seil Touren unternommen. "Diese Bande der Freundschaft können nicht einmal durch den Tod gelöst werden", versprach Alois Karl am Sarg. Der Parlamentarier brachte gleichzeitig die Trauer der ebenfalls anwesenden Parteifreunde und Weggefährten des Verstorbenen zum Ausdruck, die auf einen eigenen Nachruf verzichtet hatten: Staatssekretär Hans Spitzner, Europaabgeordneter Albert Deß und Landtagsabgeordneter Herbert Fischer.
Den beruflichen Werdegang von Erich Bärtl zeichnete Leitender Polizeidirektor Rudolf Kraus nach, der seinem Beamten als einen "engagierten und einsatzfreudigen Mitarbeiter" rühmte. CSU-Stadtverbandsvorsitzender Helmut Jawurek erinnerte an ein Gespräch mit Freunden aus Mistelbach in der vergangenen Woche am Krankenbett des doch überraschend Verstorbenen, der vor Ideen noch so sprudelte, die er nun alle nicht mehr umsetzen kann. "Er war immer bereit, Verantwortung zu übernehmen und zu tragen", lobte Jawurek. "Du hast einen festen Platz in unseren Herzen", gab er ihn mit auf seinen letzten Weg.
Christian Resch, der Bürgermeister der Partnerstadt Mistelbach, zeigte sich bestürzt über das plötzliche Ableben des Städtepartnerschaftsreferenten. "Wir Mistelbacher fuhren immer fröhlich nach Neumarkt - diese jetzige Fahrt wird beherrscht von einer tiefen Trauer." Das Oberhaupt der österreichischen Stadtgemeinde erinnerte an den freudigen Augenblick, in dem Erich Bärtl das Ehrenwappen in Gold von Mistelbach entgegennehmen konnte. "Auf diese Auszeichnung war er immer besonders stolz."
Und als Schlusswort, das wie eine Verheißung klang und zum Nachdenken während des Schweigemarsches von der Hofkirche zum Friedhof anregte, prophezeite der Mistelbacher Bürgermeister: "Seine Saat wird die Zeit überdauern…"
Erich Zwick

Eine letzte Ehrerbietung für den viel zu früh verstorbenen Berufskollegen, während ein Posaunist "Ich hatt' einen Kameraden…" intonierte.
16.06.07
neumarktonline: "Dauerhaftes Andenken"