"Weniger, älter, bunter"


Dr. Oliver Rong erläutert den Mitgliedern des IHK-Gremiums Neumarkt die Produktionsabläufe bei der Hans Huber AG in Berching

NEUMARKT. "Eine Region mit hoher Lebensqualität, geführt von einer schlanken Verwaltung", so beschrieb Michael Gottschalk vom Landratsamt Neumarkt seine Vision von der Zukunft des Landkreises.

Am Montag trafen sich die Mitglieder des IHK-Gremiums Neumarkt bei der Firma Hans Huber AG in Berching, einem Vorzeigeunternehmen des Landkreises, um sich dort aus erster Hand über Maßnahmen und Pläne des Landratsamtes für die Weiterentwicklung der Wirtschaftsregion zu informieren.

Im vergangenen Jahr hatte die IHK Regensburg eine Befragung durchgeführt, in der Unternehmer der Region harte und weiche Standortfaktoren nach Zufriedenheit und Wichtigkeit beurteilen konnten. "Diese Standortzufriedenheitsanalyse war uns als konstruktive Kritik willkommen", sagte Gottschalk. Das Landratsamt habe wichtige Anregungen übernommen wie zum Beispiel den Abbau von Verwaltungsauflagen oder Verkürzung der Dauer von Genehmigungsverfahren. Besonderen Wert legt das Landratsamt auf die Förderung des eGovernment, um Zeitaufwand und Kosten für Unternehmen so niedrig wie möglich zu halten.

Herausforderungen für Landkreis

"Weniger, älter, bunter", so wird nach Aussage von Michael Gottschalk in wenigen Jahren die Bevölkerungssituation im Landkreis Neumarkt aussehen. Immer mehr Bürger mit Migrationshintergrund leben in der Region, seit einigen Jahren werden weniger Geburten verzeichnet und die Zahl der Zuzüge sinkt. Dieser demographische Wandel hat Auswirkungen auf viele kommunale Bereiche, die man auf den ersten Blick oft gar nicht vermutet. So steigen beispielsweise die pro Kopf Kosten der Infrastruktur, wie Straßen, Abwasserkanäle, Kindergärten und Schulen. Eine Finanzierung und damit der Erhalt oder Ausbau wird vergleichsweise teuer und so deutlich schwieriger.

Gleichzeitig ist gerade die Verkehrsinfrastruktur für die Attraktivität des Landkreises Neumarkt wichtig. Im Vordergrund steht der Ausbau von Autobahnen und Bundes- und Staatsstraßen. So soll zum Beispiel der Bau der Autobahnabfahrt Frickenhofen innerhalb der nächsten Jahre realisiert werden. Eine weitere Abfahrt von der A 6 bei Traunfeld wäre ebenfalls notwendig.

Das Landratsamt setzt sich auch für einen dreispurigen Ausbau der B 299 ein, um das hohe Verkehrsaufkommen durch den Schwerlastverkehr bewältigen zu können. "Die Staatsstraßen im Landkreis Neumarkt sind zum Teil in einem desolaten Zustand, die wichtigsten Strecken müssen dringend restauriert werden", kritisierte Gottschalk. Das Landratsamt versucht deswegen Fördermittel aus dem europäischen EFRE-Programm zur Finanzierung der Bauarbeiten einzusetzen.

Investition in Bildung

Der Wirtschaftsraum Neumarkt muss besonders für junge Menschen attraktiv sein. Aus der Generation der 17- bis 24-Jährigen verlassen gegenwärtig mehr Personen den Landkreis als zuziehen. "Wir wollen Neumarkt zum vollwertigen Fachausbildungs- und Hochschulstandort auszubauen, um ein weiteres Abwandern junger Menschen aus der Region zu verhindern", kündigte Gottschalk an.

Mit dem neuen Studiengang Gesundheitsökonomie an der Fachhochschule Neumarkt ist ein weiterer Schritt in diese Richtung unternommen worden. Um Auszubildenden die Berufsausbildung in der Region schmackhaft zu machen, setzt sich das Landratsamt gemeinsam mit der IHK Regensburg und den Unternehmern für die ortsnahe Beschulung wichtiger Ausbildungsberufe ein.

Erfolgreich zum Beruf führen

Bernhard Karg, Personalleiter bei Pfleiderer Europoles GmbH, berichtete im IHK-Gremium über den Arbeitskreis Schule–Wirtschaft. Ziel des Kreises sei es, die Berufsorientierung der Schüler zu fördern. Die Betriebe klagen nach seiner Aussage immer häufiger über die abnehmende Ausbildungsreife der Schulabgänger. Umso wichtiger sei eine lebendige Partnerschaft zwischen den Schulen und den Ausbildungsbetrieben.

"Wenn Jugendliche früh an die Arbeitswelt herangeführt werden und frühzeitig interessante Berufsperspektiven aufgezeigt bekommen, sind sie motivierter, haben bessere Schulleistungen und bewältigen viel leichter den schwierigen Übergang von der Schule zum Beruf", so Karg.

Der Arbeitskreis Schule–Wirtschaft Neumarkt setzt sich aus Lehrern, Unternehmern und Führungskräften aus den Betrieben in der Region zusammen. Er führt eine ganze Reihe von Aktivitäten durch, um die Kontakte zwischen Schulen und Betrieben zu intensivieren. Das Angebot geht von Schulpartnerschaften bis zu Ausbildungsmessen, von der Praktikumsbörse "Sprungbrett" bis zum Bewerbertraining. Wichtig sei besonders die Zusammenarbeit mit den Eltern. "Ausbildungsreife beginnt in der Kinderstube", sagte Karg.

Theres Altmann, die Rektorin der Volksschule Seubersdorf, zeigte sich begeistert von dem Projekt "Profis" des Arbeitskreises Schule–Wirtschaft. Hier werden Partnerschaften zwischen Schulleitern und Unternehmern gebildet, die den Schulleitern helfen, ihre Mitarbeiter und ihre Schule wie ein Unternehmen zu führen.

Über die Hauptschule in der Weinbergerstraße informierte der Lehrer Jochen Hegel. Seine Schule wurde 2004 mit dem Innovationspreis der Stiftung Bildungstest Bayern ausgezeichnet. 2007 errang sie den 1. Platz beim Bayerischen Hauptschulpreis (der 2. Platz ging an die Volksschule Seubersdorf).

Die Hauptschule Weinbergerstraße ist eine der wenigen Ganztagesschulen in Bayern. Sie hat derzeit vier Ganztagesklassen mit zusätzlichem Förderunterricht, gemeinsamen Mahlzeiten, Freizeit- und Aktionsprogrammen, z. B. einer Fahrradwerkstatt und einem Schülercafé. Schüler der 9. und 10. Klassen unterrichten Fünftklässler in Englisch, Elternteams arbeiten aktiv in der Schule mit und die Lehrer führen regelmäßig Schulentwicklungswochenenden durch.

Für Hegel ist die Ganztagesschule ein Erfolgsmodell. Lehrer, Schüler und Eltern sind hoch motiviert und die Ergebnisse sind bemerkenswert: "Ganztagesschüler sind eine volle Notenstufe besser als Schüler an anderen Schulen."
25.05.07
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