Viel weniger Tote

Weniger Unfälle, weniger Verletzte, viel weniger Tote - die Verkehrsunfallstatistik 2007

Polizeioberrat Thomas Schöniger, Leitender Polizeidirektor Jo-
sef Rückl und Polizeidirektor Hubert Abbenhaus (v.l.) stellten
die Verkehrsunfallstatistik vor.
NEUMARKT. Weniger Unfälle und weniger Tote - diese positive Bilanz wurde in der Verkehrsunfallstatistik für Niederbayern/Oberpfalz gezogen.
Die Anzahl der Alkoholunfälle
ist gegenüber dem Vorjahr wieder deutlich zurückgegangen. Bei den Unfällen
mit der "Hauptunfallursache Geschwindigkeit" ist ebenfalls ein deutlicher
Rückgang festzustellen.
Die Zahl der getöteten Verkehrsteilnehmer auf Ostbayerns Straßen ging
nochmals zurück. Sie hat 2006 den niedrigsten Stand seit Einführung der
statistischen Erhebung im Jahr 1953 erreicht.
Im Rahmen einer Pressekonferenz am Donnerstag stellten Leitender
Polizeidirektor Josef Rückl und Polizeidirektor Hubert Abbenhaus vom
Polizeipräsidium Niederbayern/Oberpfalz die Verkehrsunfallstatistik 2006
vor.
Verkehrsunfallsituation
Im Jahr 2006 zeigte sich die Gesamtzahl der registrierten Verkehrsunfälle
um 1.182 bzw. 1,9 Prozent rückläufig. Es waren insgesamt 62.486 Verkehrsunfälle
polizeilich aufzunehmen.
Sehr positiv war die Entwicklung im Bereich der Unfalltoten und Verletzten.
Wurden im Jahr 2005 noch 14.615 Personen verletzt, sank die Zahl der
Verletzten um 438 im Jahr 2006 auf 14.177 (-3,0 Prozent). Im Jahr 2006 verloren
227 Menschen auf Ostbayerns Straßen ihr Leben, 20 Personen weniger als im
Vorjahr. Dies stellt einen Rückgang von 8,1 Prozent dar.
Unter den im Jahr 2006 getöteten 227 Verkehrsteilnehmern befanden sich 34
motorisierte Zweiradfahrer, 14 weniger als 2005.
Die zu Jahresbeginn 2004 von Innenminister Dr. Beckstein ausgerufene
"Verkehrssicherheitsaktion 2006", mit dem Ziel, innerhalb von drei Jahren
die Zahl der Verkehrsunfalltoten, um mindestens 10 Prozent zu senken, fand im
vergangenen Jahr einen erfolgreichen Abschluss.
Die Zahl der Verkehrsunfalltoten in Niederbayern/Oberpfalz reduzierte sich
von 2003 zu 2006 nicht nur um 10 Prozent, sondern um 27,2 Prozent bzw. um 85 Personen.
Unfälle auf Autobahnen
Die Unfälle auf den Bundesautobahnen in Ostbayern sind mit 4.801 gegenüber
dem Vorjahr (4.847) nur leicht gesunken. Diesem Rückgang stehen mehr
Unfälle mit Personenschaden (712; +19 bzw. 2,7 Prozent) und eine minimal
gestiegene Zahl von dabei verletzten Personen (1.146; +2 bzw. 0,2 Prozent)
gegenüber.
Bei den auf den Autobahnen getöteten Personen blieb die Zahl mit 34 auf dem
Niveau des Vorjahres (2005: 33 Tote; +1 bzw. 3,0 Prozent).
Geschwindigkeitsunfälle
Nur in Teilbereichen positiv war die Entwicklung im Jahr 2006 bei den
Verkehrsunfällen mit der Unfallursache "Geschwindigkeit". In dieser
Verkehrsunfallgruppe sank die Gesamtzahl von 2.328 um 386 auf 1.942
Verkehrsunfälle (-16,6 Prozent). Ebenso nahm die Zahl der Verkehrsunfälle mit
Personenschaden um 162 von 1.295 auf 1.133 ab (-12,5 Prozent). Mit einem leicht
höheren Prozentsatz (-13,3 Prozent) sank auch die Anzahl der Verletzten. Sie fiel
von 1.836 um 245 Verletzte auf 1.591.
Stark gestiegen ist dagegen die Anzahl der Getöteten. Sie erhöhte sich von
46 um 15 Personen auf 61 (+32,6 Prozent).
Bei Geschwindigkeitskontrollen im Präsidialbereich mussten im vergangenen
Jahr 160.360 Verwarnungen mit Verwarnungsgeld ausgesprochen und 43.305
Fahrzeugführer wegen Geschwindigkeitsverstößen angezeigt werden.
Alkohol im Straßenverkehr
Im Jahr 2006 gingen die Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss von 1.233 im
Vorjahr um 80 bzw. 6,5 Prozent auf 1.153 zurück.
Die Zahl der bei diesen Unfällen getöteten Personen nahm deutlich um 9 auf
16 ab, dies bedeutet einen Rückgang von 36 Prozent. Ebenso rückläufig war die
Anzahl der bei "Alkoholunfällen" verletzten Personen; sie sank um 80 auf
794.
Weniger Pkw-Fahrer als 2005 standen 2006 bei Verkehrsunfällen unter
Alkoholeinfluss (- 9,3 Prozent). Von 485 Pkw-Fahrern verringerte sich die Zahl um
45 auf 440.
Im Bereich des Polizeipräsidiums Niederbayern/Oberpfalz wurden im Jahr 2006
insgesamt 546.806 (Vorjahr 572.083) Fahrzeugführer bei Alkoholkontrollen
überprüft (-4,4 Prozent bzw. -25.277 zu 2005). In 6.113 Fällen führte dies zur
Anordnung einer Blutentnahme (-417 bzw. -6,4 Prozent zu 2005).
Drogen im Straßenverkehr
Die Bekämpfung der Thematik "Drogen im Straßenverkehr" war auch im Jahr
2006 ein Schwerpunkt der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit.
Im Berichtszeitraum wurden 2.195 Fahrten unter Drogeneinfluss (ohne
Verkehrsunfälle) erkannt. Damit blieb die Zahl auf dem hohen Aufgriffsstand
des Vorjahres (2005: 2191).
Die unter Drogeneinfluss verursachten Verkehrsunfälle gingen um 2 auf 43 (-4,4 Prozent) zurück. Wie im Vorjahr, wurden bei den Drogenunfällen 2 Personen
getötet und 38 Menschen verletzt (2005: 37).
Schulwegunfälle
Nachdem sich im Jahr 2006 die Zahl der Schulwegunfälle gegenüber 2005 um
14,9 Prozent und damit auch die Zahl der verletzten Schüler um 33,9 Prozent erhöht
hatte, ist die Wichtigkeit der Thematik der Schulwegsicherheit wieder
deutlich geworden.
Im Jahr 2006 stiegen die Schulwegunfälle auf 108 an (2005: 94; +14 bzw.
+14,9 Prozent). Insgesamt wurden 150 Schüler verletzt (2005: 112 ; +38 bzw. +33,9
Prozent). Tödlich verletzt wurde im Berichtszeitraum erfreulicherweise kein
Schulkind.
"Junge Erwachsene"
Als Problemgruppe im Straßenverkehr zeigte sich auch im vergangenen Jahr
wieder die Altersgruppe der "jungen Erwachsenen" im Alter zwischen 18 und 24 Jahren.
Obwohl ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung in den beiden Regierungsbezirken
Niederbayern und Oberpfalz lediglich bei 8 Prozent liegt, ist die
Beteiligung dieser Altersgruppe insbesondere an den beiden
Hauptunfallursachen "Geschwindigkeit" (38,6 Prozent) und "Alkohol" (28,1 Prozent) nach
wie vor überproportional hoch.
Der Anteil dieser Risikogruppe an den Personenschadens- und schweren
Sachschadensunfällen liegt bei 30,8 Prozent (7.446 Unfälle). Er sank damit
gegenüber dem Jahr 2005 (7.719 Unfälle) um 0,6 Prozent. Der Rückgang bei den
Unfallzahlen 2006 in dieser Alterskategorie liegt bei 3,5 Prozent (- 273 Unfälle).
Zurück ging auch die Anzahl der bei den Unfällen verletzten Personen um 160
auf 3.240 (-4,7 Prozent). Im Jahr 2006 starben 50 Personen in dieser
Altersgruppe bei Verkehrsunfällen, ein Todesopfer mehr als im Vorjahr.
Begleitetes Fahren mit 17 Jahren
Seit dem 1. September 2005 besteht in Bayern im Rahmen eines Modellversuchs
die Möglichkeit, dass bereits Jugendliche mit 17 Jahren die Fahrerlaubnis
der Klasse B und BE (PKW) vorzeitig erwerben können.
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Fahrprüfung können diese Fahranfänger
in Begleitung eines Erwachsenen mit einem Pkw am Straßenverkehr teilnehmen.
Der begleitende Erwachsene muss das 30. Lebensjahr vollendet haben und seit
mindestens 5 Jahren im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis der Klasse B
sein.
In Ostbayern wurden im Berichtsjahr 26 Unfälle registriert, bei denen
17-jährige unter den Voraussetzungen dieses Modellversuchs beteiligt waren.
Verschuldet hatten sie davon 15 Unfälle.
In Anbetracht dessen, dass im Jahr 2006 in Ostbayern insgesamt 7092
Prüfbescheinigungen ausgegeben wurden, fällt der Anteil der davon
verunfallten Führerscheinneulinge mit 0,4 Prozent sehr gering aus.
Schwerlast- und Gefahrgutverkehr
Jede dritte Lkw-/Omnibus-Kontrolle führte zu einer Beanstandung des
Fahrzeugs und/oder des Fahrers (32,1 Prozent der kontrollierten Fahrzeuge). Im
Jahr 2006 wurden insgesamt 60.968 derartige Fahrzeuge in Ostbayern
kontrolliert.
Ein Verfahren wegen einer Straftat bzw. einer erheblichen Ordnungswidrigkeit
war bei jedem zweiten beanstandeten Lkw (55,6 Prozent) die Folge.
Bei etwa jedem 8. Lastkraftwagen oder Kraftomnibus (12,4 Prozent der
kontrollierten Lkw/KOM) musste die Weiterfahrt untersagt, bzw. die Einreise
nach Deutschland verweigert werden.
Die Beamten der Schwerverkehrs- und Gefahrgutkontrollgruppen und speziell
geschulte Beamte an den Grenzübergängen führten gezielte, ganzheitliche
Kontrollen durch. Diese betrafen sowohl den Fahrer, sein Fahrzeug, die
Ladung, aber auch den Transport von Drogen und illegalen Ausländern.
Kriminalität auf dem überregionalen Straßennetz
Die seit 1994 bei den Verkehrsfachdienststellen der Polizeidirektionen
Landshut, Straubing, Regensburg, Amberg und Weiden gebildeten "Fahndungs-
und Kontrollgruppen Verkehr" (FKG-Verkehr) tragen neben der seit 1. April
1998 bei der Polizeidirektion Passau errichteten Polizeiinspektion Fahndung
(PIF) entscheidend dazu bei, die grenzüberschreitende Kriminalität auf dem
überregionalen ostbayerischen Straßennetz wirkungsvoll zu bekämpfen.
Präsidialweit gesehen bewegt sich die Gesamtzahl und die Qualität der
Aufgriffe des Jahres 2006 nahezu identisch auf dem hohen Niveau des Jahres
2005.
So wurden von den FKG-Verkehr im zurückliegenden Jahr insgesamt 2616
Straftatbestände (Vorjahr: 2625) und 498 Ordnungswidrigkeiten (Vorjahr 401)
zur Anzeige gebracht.
Die Bemühungen die Verkehrssicherheitsarbeit im Präsidialbereich
Niederbayern/Oberpfalz weiter zu intensivieren, haben sich fast durchwegs
positiv auf das Verkehrsunfallgeschehen des Jahres 2006 ausgewirkt.
Die Verkehrsunfallentwicklung des Jahres 2006 im Präsidialbereich
Niederbayern/Oberpfalz zeigt sich rückläufig sowohl bei den
Gesamtunfallzahlen als auch bei den verletzten und getöteten Personen.
Als Nachfolgeaktion der sehr erfolgreichen "Verkehrssicherheitsaktion 2006"
wurde ab Beginn des Jahres 2007 das Verkehrssicherheitskonzept "Sicher und
Fair im Straßenverkehr" ins Leben gerufen.
Im Rahmen dieser neuen Verkehrssicherheitsaktion soll bis zum 31.12.2012
- die Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten Personen um ein Fünftel gesenkt werden und
- die Verkehrssicherheit in Bayern mit einem Hauptaugenmerk auf die gefährdeten und schwachen Verkehrsteilnehmer (insbesondere Kinder, Junge Erwachsene und Senioren)
verbessert werden.
Zur Erreichung der Ziele werden die polizeilichen Maßnahmen unter anderem an
den Hauptunfallursachen Geschwindigkeit, Alkohol- und Drogenkonsum,
Gurtanlegepflicht und Kinderrückhaltesysteme ausgerichtet.
08.03.07
neumarktonline: Viel weniger Tote