Stadt kauft Delphi-Gelände

Oberbürgermeister Thomas Thumann (Mitte), Leitender Verwaltungsdirektor Josef Graf (rechts) und Delphi-Werkleiter Robert Rupprecht bei der Erläuterung des "Deals".
Foto: Erich Zwick
NEUMARKT. Die Stadt war auf großer "Einkaufstour": Sie riss sich das Delphi-Firmengelände an der Eggenstraße mitsamt allen Gebäuden und einen Acker bei der Wolfsteinschule "unter den Nagel", um es salopp zu formulieren. Wie viel die Stadt dafür locker gemacht hat, sickerte bislang nicht durch - um einen Pappenstil dürfte es sich aber nicht gehandelt haben.
Keine Garantie
Die Firma Delphi spricht von einem "klaren Bekenntnis zum Standort Eggenstraße", wenn sie einen Mietvertrag mit der Stadt über fünf Jahre abschließt und diesen keck als "langfristig" bezeichnet. Bei fünf Jahren wäre "mittelfristig" vielleicht angebrachter.
Die ganzen Beteuerungen, die am Montag Werkleiter Robert Rupprecht in einer Pressekonferenz abgab - "der Traditionsstandort Eggenstraße ist von hoher Bedeutung für die Technik-Betreuung deutscher und ausländischer Delphi-Kunden" - sind mit äußerster Vorsicht zu genießen, zumal von den einst 1.200 Beschäftigten am Traditionsstandort Eggenstraße gerade mal 260 übrig geblieben sind.
Die Firma "Delphi" hat einen Mietvertrag abgeschlosssen und damit nicht zwangsläuftig eine Beschäftigungsgarantie abgegeben. Wurde auch das bedacht? Aus dem Verkaufserlös könnte die Miete für fünf Jahre auf einen Schlag bezahlt werden und ein schöner "Batzen" bliebe noch übrig (für Investitionen andernorts).
Malen wir aber den Teufel nicht an die Wand: "Stadt und Automobilzulieferer sind über den Abschluss der Transaktion glücklich", heißt es in der Delphi-Presseerklärung. Hoffentlich ist das Glück von langer Dauer.
Erich Zwick
Der vergleichsweise "kleine Fisch" ist dabei der Acker zwischen der Wolfsteinstraße und der Pelchenhofener Straße, angrenzend an die Wolfsteinschule. Auf den dort erworbenen 8.000 Quadratmetern soll vordringlich ein Pausenhof für die Schule entstehen und der Sportplatz unterhalb der Heilig-Kreuz-Kirche auf die andere Straßenseite geholt werden. Was dann noch übrig bleibt - ein Filetstück zur Wolfsteinstraße - soll mit Wohnungen bebaut werden.
Neben diesem "klassischen" Grundstückskauf wurde der zweite mit "Haken und Ösen" über die Bühne gebracht. Im Telegrammstil: die Firma Delphi verkauft ihr Firmengelände an der Eggenstraße mit 20.000 Quadratmetern Grund und mit 14.000 Quadratmetern Werkhallen und Bürogebäuden an die Stadt. Davon mietet sie eine 7.500 Quadratmeter große Halle für fünf Jahre von der Stadt an.
In der Pressemitteilung von Delphi liest sich der "Deal" dann so: "Langfristiger Mietvertrag ist Bekenntnis zum Standort - Eigentümerwechsel eröffnet Chancen für die Stadtentwicklung und verbessert die Wettbewerbsfähigkeit der Delphi-Produktion in Neumarkt."
Jedenfalls wurde die Transaktion von Oberbürgermeister Thomas Thumann, Leitendem Verwaltungsdirektor Josef Graf und Delphi-Werkleiter Robert Rupprecht in den höchsten Tönen gelobt. In den leerstehenden Hallen könnte der von der "Brücke" gewünschte "Indoor-Spielplatz" eine Bleibe finden und die Stadt hat zusätzliche Lagerflächen gewonnen, schwärmte Graf. Und Oberbürgermeister Thumann sieht "langfristig" Arbeitsplätze gesichert.
Erich Zwick
05.03.07
neumarktonline: Stadt kauft Delphi-Gelände