"Auf Tore schießen"
Stadträtin Ruth Dorner (Mitte) und Eine-Welt-Laden-Mitarbeiter-
innen mit Zeichnungen von Kindern, die den Krieg und seine
Schrecken bildlich festgehalten haben.
NEUMARKT. In einer zivilisierten Welt kaum vorstellbar, aber grausame Realität: Weltweit müssen 300.000 Kinder "Krieg spielen", wobei dieses makabre "Spiel" Blutvergießen kostet und Menschenleben fordert. Ohne Skrupel töten Siebenjährige ihre eigene Mutter, erschießen Freunde und Nachbarn. So wollen es Rebellen, die ihnen unter Drogen den Blutrausch anerzogen und sie zum Töten ausgebildet haben.
Selbst wenn ihnen aus den Lagern die Flucht gelingt, können sie kaum mehr in ein normales Leben zurückfinden. Abgeglitten in die Kriminalität stehen sie dann eines Tages vor den Türen Europas und flehen um Asyl. Ob sie sich dann in die Gesellschaft integrieren können oder kriminell bleiben, weiß keiner im Voraus.
Deshalb will die ökumenische Aktion "Volltreffer", der sich der Neumarkter Eine-Welt-Laden angeschlossen hat, in mehreren europäischen Ländern auf den Missbrauch dieser Kinder aufmerksam machen. Katholische und evangelische Hilfswerke haben sich zusammengeschlossen (Adveniat, Missio und das Missionswerk der evangelischen Kirche), um diesen Kindern zu helfen.
Eine drastische Art der Verkündigung: Kreuze aus Patronenhül-
sen, auf dass die Liebe die Gewalt besiegen möge.
Fotos: Erich Zwick
Die Agenda-Beauftragte des Stadtrats, Ruth Dorner, stellte am Dienstag die Aktivitäten vor, mit der der Eine-Welt-Laden auf dem Kunsthandwerkermarkt beim Bürgerhaus am 1. Adventssonntag (27. November) die Aktion unterstützt. Da mit Blick auf die Fußballweltmeisterschaft 2006 das Motto der Kampagne "Auf Tore schießen statt auf Menschen" lautet, ist am oder im Bürgerhaus (je nach Wetterlage und ob innen oder außen mit Leder- oder Softball) eine Torwand aufgebaut. Von 14 bis 17 Uhr können dann Torjäger zeigen, ob sie viellleicht beim ASV Neumarkt oder gar beim 1. FC Nürnberg vorstellig werden sollen. Der Erlös kommt der Aktion genau so zu Gute wie ein großes Luftballonfeuerwerk um 17 Uhr, zu dem freiwillige Spenden erbeten werden.
Ab 14 Uhr ist eine Ausstellung von Kinderzeichnungen aus Kriegs- und Krisengebieten im Bürgerhaus zu sehen. Dort können auch Kinder ihr Konterfei auf eine Postkarte malen, die sie später mit den Luftballons auf die Reise schicken.
Trotz allen Spaß, den dieser Nachmittag bietet, darf allerdings der Zweck nicht vergessen werden: Kindern aus einen Teufelskreis herauszuhelfen, ihnen pychologische Betreuung und eine Schulausbildung anzubieten und sie zu sensiblisieren.
"Lasst Patronenhülsen zu Kreuzen werden", - fast ein Gebet, zumindest aber eine optische Verkündigung: Bei der "Aktion Volltreffer" käuflich zu erwerben im Gedenken an die Kinder, die (noch) zur Waffe gezwungen werden.
Erich Zwick
22.11.05
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