„Bestenfalls Stagnation“
Die Neumarkter Firma Hammerbacher feierte erst kürzlich Richtfest am neuen Logistikzentrum
Foto: Archiv/Sebastian Preischl
NEUMARKT. Die Konjunkturampel in der Region steht nach Meinung der IHK auf Rot.
Man sehe bestenfalls eine stagnierende Wirtschaft und blicke pessimistisch in den Winter, sagte Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes zu den Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage.
Es fehle an politischen Impulsen und an Planungssicherheit für einen wirtschaftlichen Aufschwung aus Berlin. Dazu sollen laut IHK verlässliche Rahmenbedingungen, Bürokratieabbau, wettbewerbsfähige Energiekosten und niedrigere Netzentgelte sowie Investitionen in die wirtschaftsnahe Infrastruktur zählen. Von den regionalen Verwaltungen und Behörden erwarten man „unbürokratische und wirtschaftsfreundliche Genehmigungsprozesse“.
Die Neumarkter Büromöbelherstellerin Ursula Hammerbacher lässt sich aber von der „schlechten konjunkturellen Lage“ nicht aus der Ruhe bringen. 15 Prozent Umsatzminus beobachtet die Familienunternehmerin. Dennoch: An der B 299 entsteht gerade ein moderner Neubau mit 18.000 Quadratmetern Lagerfläche. „Gerade in schlechten Zeiten sollte man investieren, sofern man die Finanzierung sicher stemmen kann. Nach jeder überstandenen Krise zieht die Nachfrage wieder an.“
Der vorsichtige Optimismus der regionalen Wirtschaft aus dem Frühjahr ist nach Meinung der IHK weg. Das Stimmungsbild unter den Unternehmen habe sich deutlich verschlechtert. Nur 32 Prozent der Betriebe berichten bei der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage unter Betrieben aller Größen und Branchen von einer „guten“ Geschäftslage. Das ist der Tiefstwert seit Jahresbeginn 2023.
Auch das bisherige Zugpferd, die Dienstleistungsbranche, zeigt sich zurückhaltend. In der Industrie und im Tourismus überwiegen die negativen Lagebeurteilungen. „Anders als bei den Schocks der letzten beiden Jahrzehnte wie Finanzkrise, Corona-Pandemie und Energiekrise beobachten wir nun eine Strukturkrise, die alle Branchen erfasst“, sagte Sibylle Aumer von der IHK.
Positive Signale sende derzeit der Handel, der trotz Umsatzrückgängen seine Geschäftslage als überwiegend positiv bewertet. Auch die Baubranche trotzt – getragen vom Tiefbau – in der Gesamtschau den widrigen Umständen. Lohnsteigerungen und der Rückgang der Inflation würden sich indes noch nicht positiv auf den Konsum niederschlagen.
Trotz der Robustheit des regionalen Arbeitsmarkts kommt die konjunkturelle Schwäche langsam in den Personalabteilungen an. Die Anzahl der Antworten beim Risikofaktor „Fachkräftemangel“ sanken seit Herbst 2021 um 17 Prozentpunkte. In jedem vierten Unternehmen soll die Mitarbeiterzahl am Standort in den nächsten zwölf Monaten abnehmen. Befragt nach den Hintergründen gibt davon ein Drittel den Arbeitskräftemangel als Ursache an, zwei Drittel planen gezielt einen Personalabbau.
Bei den Risikofaktoren für die nächsten Monate zeigt sich gegenüber der Vorumfragen eine deutliche Verschiebung. Inlands- und Auslandsnachfrage rücken mehr in den Fokus, während der Fachkräftemangel gegenüber der Vorjahresumfrage um zehn Prozentpunkte an Brisanz verliert. Die Energiepreise bleiben trotz sinkender Kurve über Vorkrisenniveau, die aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten könnten diesen Abwärtstrend jedoch stoppen.
neumarktonline-Leser können den Konjunkturbericht hier herunterladen.
28.10.24
neumarktonline: „Bestenfalls Stagnation“