NEUMARKT. Ein Behinderter wurde von einem Pfarrer gerügt, weil er nicht stillsaß - und das ausgerechnet beim Inklusionstag-Gottesdienst.
Ziel und Sinn des Inklusionstags der Diözese unter dem Motto „Einander Engel werden“ war es angeblich, dass Menschen mit und ohne Behinderung besser miteinander in Kontakt kommen. Dass dann ausgerechnet im Gottesdienst in Neumarkt ein Teilnehmer mit Handicap vom Pfarrer gerügt und aufgefordert wurde, endlich ruhig sitzen zu bleiben, ist nach Angaben von Bezirksrätin Heidi Rackl „unangenehm aufgefallen“.
Sie wandte sich deshalb an die Diözese und wies darauf hin, dass sich alle, die einen solchen Gottesdienst besuchen, darauf einstellen müssen, dass daran Menschen mit Handicap teilnehmen, die nicht nur ruhig im Rollstuhl sitzen, sondern vielleicht durch ihr Handicap unruhig und aufgebracht im Gotteshaus unterwegs sind.
„Ich will das nicht überbewerten, aber der Vorgang zeigt mir, wie weit der Weg noch ist, den wir vor uns haben. Über Inklusion in geschlossenen Räumen zu debattieren und sie zu fordern ist etwas anderes als sie zu leben und mit der Lebendigkeit zuzulassen, die uns alle als Menschen so einzigartig macht,“ schrieb Heidi Rackl an die Diözese.
Die Diözese äußerst sich zu dem Vorgang bedauernd. Auch für sie seien es „neue Erfahrungen und Lernfelder“, mit denen sie hier konfrontiert war. Die offen liegenden Kabelstränge und auch die Kamera für die Gebärdensprachdolmetscherin waren wohl nicht optimal platziert. So war es für die gehörlosen Teilnehmer tatsächlich zeitweise schwierig, dem Gottesdienst zu folgen. Solche Dinge will man in Zukunft besser berücksichtigen.
Die Diözese sagte zu, sich bei den Einrichtungen, aus denen die vom Pfarrer angesprochenen Menschen mit Handicap kamen, persönlich zu entschuldigen. „Die neuen Erfahrungen und auch die Herausforderung, Inklusion für Menschen mit verschiedensten Bedarfen besser zu fördern, will man in zukünftige Veranstaltungen einfließen lassen“, hieß es aus dem Bischöflichen Ordinariat Eichstätt.