Serienbetrüger geschnappt
NEUMARKT. Ein bundesweit gesuchter Serienbetrüger, der auch in Neumarkt zugeschlagen hat, ging jetzt in Weimar ins Netz.
Seit vier Wochen hat die Kriminalpolizei Tübingen mit bundesweiter Unterstützung nach ihm gefahndet. Jetzt ging der mutmaßliche Serienbetrüger, der unter dem Aliasnamen "René Kirschner" in Neumarkt und quer durch das ganze Bundesgebiet Schmuck und Modeartikel im Gesamtwert von mindestens 60.000 Euro ergaunert hatte, der Polizei in Weimar ins Netz.
Zuvor hatte auf Antrag der Staatsanwaltschaft Tübingen das zuständige Amtsgericht einen Haftbefehl erlassen und die Öffentlichkeitsfahndung nach dem Tatverdächtigen verfügt. Bei dem Festgenommenen handelt es sich um einen 63jährigen, wohnsitzlosen Mann, gegen den bereits zwei Vollstreckungshaftbefehle und ein Haftbefehl zur Ausweisung vorliegen. Zudem war er unter 13 Aliasnamen im polizeilichen Informationssystem gespeichert.
Besonders auffällig war, dass der Gesuchte bei den Tatausführungen fast ständig weiße oder schwarze Handschuhe trug. Er gab an, an einer Stauballergie zu leiden.
In Tübingen war "René Kirschner" am 2.Juli unterwegs. Hier gingen ihm gleich zwei Juweliere auf den Leim. Der mutmaßliche Kunde ließ sich in einem Fall eine teure Uhr und einen Ring und beim zweiten Juwelier zwei wertvolle Ringe zeigen. Nach kurzer Anprobe entschied sich der Mann zum Kauf und legte zur Bezahlung eine EC-Karte sowie einen vorläufigen Personalausweis, der auf den Namen "René Kirschner" ausgestellt war, vor. Danach bat der "Kunde" um Bezahlung per Lastschriftverfahren, da er die PIN-Nummer angeblich nicht parat habe. Um jeglichen Verdacht zu zerstreuen, ließ er die Verkäuferinnen immer die Dokumente mit dem Aliasnamen "René Kirschner" fotokopieren.
Wenig später erhielten die beiden Geschäfte von der Bank die Mitteilung, dass das Konto nicht gedeckt und deshalb die Belastung wieder zurückgebucht worden sei.
Die Fahnder der Kripo Tübingen hegten sofort den Verdacht, dass es sich bei dem Tatverdächtigen um einen bundesweit agierenden Betrüger handeln könnte. Nachdem eine entsprechende bundesweite Erkenntnisanfrage an das Bundeskriminalamt und an alle Landeskriminalämter gestartet worden war, bestätigte sich der Verdacht. "René Kirschner" hatte bereits zuvor mit der gleichen Masche in betrügerischer Absicht in ganz Deutschland Schmuck, Kleidung und Modeartikel ergaunert.
Aufgrund dieser neuen Sachlage wurde am vergangenen Mittwoch eine bundesweite Öffentlichkeitsfahndung eingeleitet. Flankierend hierzu wurden brancheninterne Juwelier-Info-Zeitungen von der Vorgehensweise des Täters bedient. Aus diesen Warnmeldungen heraus wurde der Tatverdächtige schließlich am Montag-Nachmittag in einem Juweliergeschäft in Weimar festgenommen.
Der Gesuchte betrat kurz nach 13 Uhr das Geschäft und interessierte sich zielgerichtet für eine Cartier-Uhr. Auch in diesem Fall ging er mit derselben Masche vor. Er legte EC-Karten der Sparkasse Köln-Bonn bzw. der Dresdner Bank vor. Dazu händigte er seinen Personalausweis aus und bat schließlich um Bezahlung per Lastschriftverfahren, weil er seine PIN-Nummer vergessen habe. Nicht damit gerechnet hat der Tatverdächtige allerdings, dass der Inhaber des Geschäfts bereits Kenntnis vom Vorgehen des Trickbetrügers hatte. Am Freitag hatte er über eine Juwelierzeitschrift den Gaunertrick erfahren und seine Beschäftigten eingeweiht. Der 46jährige Geschäftsführer verwickelte den Cartier-Interessenten in ein Gespräch, verriegelte schließlich das Geschäft und verständigte über Notruf die Polizei, die wenig später den Mann festnahm.
Die Ermittler des Tübinger Fahndungsdezernates koordinierten bundesweit die Fahndung nach dem gesuchten Betrüger und konnten in mühevoller, kriminalistischer Kleinarbeit seine Spur quer durch Deutschland verfolgen. Mittlerweile sind 80 derartige Trickbetrügereien aktenkundig. Der Schaden beläuft sich mittlerweile auf über 60.000 Euro.
02.08.05
neumarktonline: Serienbetrüger geschnappt